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Lehmann, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1912, 13. Abhandlung): Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle, 2 — Heidelberg, 1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.37317#0011
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Neue Untersuchungen über flüssige Kristalle. 11.

(A. 13)11

der Kristallographie, der Kristalloptik und der Elastizitätstheorie
daraus abzuleiten, nicht, weil sich Widersprüche gezeigt hätten,
sondern wegen Umständlichkeit der mathematischen Analyse,
und weil es bis jetzt nützlicher erschien, genau die Tatsachen zu
erforschen, als sich mit verfrühten Theorien abzumühen. Ab-
gesehen von jeder solchen speziellen Theorie kann man nach
dem Dargelegten sagen, durch die Verschiedenheit des Ober-
flächenspannungsdruckes, d. h. durch die Verschiedenheit der
Krümmung an den verschiedenen Stellen der Oberfläche, kommt
die Anisotropie der Expansivkraft, d. h. die Anisotropie der Struk-
tur des Kristalls, zum Ausdruck. Nimmt beispielsweise der
Kristall die Form eines Oktaeders an, so bedeutet dies, die Ex-
pansivkraft ist am größten in der Richtung der Achsen des Ok-
taeders, in diesen Richtungen bewegen sich die Moleküle am
schnellsten. Versuche, eine entsprechende Verschiedenheit der
Molekulargeschwindigkeit nach verschiedenen Richtungen durch
das Studium der EnowN'schen Wimmelbewegung zu erkennen,
sind leider ohne Erfolg gebliebenda es nicht möglich ist, Sus-
pensionen feiner Pulver in kristallinischen Flüssigkeiten herzu-
stellen.

frische Kräfte an, ebenso M. REiNGANUM, & PAys., 35, 649, 1912. Vgl.
auch meine populäre Abhandlung *M?n% UerP d.
Ueref%s, 27, 273, 1912.
23) 0. LEHMANN, PP/sPcab Zgüsc/:?*., 77, 44, 1910 ; Pmsc/rnM, 77, 950.
1910. Einzelne kleine Partikelchen kann man immer für einige Zeit, bei-
spielsweise in flüssig-kristallinischem Paraazoxyphenetol, schwebend erhalten,
und die BROWN'sehe Bewegung scheint sich hei diesen ebenso zu vollziehen,
wie in anderen Flüssigkeiten; doch fehlt, weil die Teilchen nur vereinzelt
sind, der richtige Maßstab zur Beurteilung. Bei der Geringfügigkeit der Unter-
schiede der Expansivkraft dürfte übrigens eine merkliche Anisotropie der
BROWN'schen Bewegung auch unter günstigen nicht hervortreten.
24) Bei flüssig-kristallinischem Paraazoxyanisol beobachtete ich im pola-
risierten Licht, insbesondere bei intensiver punktförmiger Beleuchtung, eine
lebhafte Wimmelbewegung in den gelb erscheinenden Feldern an der Ober-
fläche der Masse, die ich mir durch fortwährendes Entstehen und Ver-
schwinden winziger Ätz- bzw. Schmelzfiguren infolge wechselnder molekularer
Temperaturverschiedenheiten (entsprechend den in der BROWN'schen Be-
wegung zum Ausdruck kommenden Verschiedenheiten des Bewegungs-
zustandes) zu deuten suchte (PAy.sfknb ZnüscP'., 72, 543 [Anmerk, j, 4911).
Auch bei dieser Erscheinung ist das Gewimmel, soweit man sehen kann,
völlig ungeordnet, keine Richtung erscheint bevorzugt. Cu. MAUGUiN (C'ompb
r<3M<7., 757, 1359, 1912) beobachtete neuerdings eine ähnliche Erscheinung
bei pseudoisotropen Massen, die er direkt mit der BROWN'schen Bewegung
in Beziehung bringt.
 
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