Sitzungsberichte der
Heidelberger Akademie der Wissenschaften

Uber die Endprodukte radioaktiver Zerfallsreihen. (A. 11) 9
Beziehungen, die zwischen Lebensdauer und Atomgewicht der
Isotopen^ zu bestehen scheinen, so gewinnt man den Eindruck,
daß die Atomgewichte der Glieder der Aktiniumreihe näher denen
der entsprechenden Glieder der Thoriumreihe hegen müssen, als
die der Glieder der Thorium- und Radiumreihe. Das nun
Folgende soll das näher erläutern.
Wie R. SwiNNE^ zeigte, weisen die Werte der Halbwerts-
zeiten der analogen K-Strahler der drei Reihen ungefähre quanti-
tative Regelmäßigkeiten auf: sie stehen im angenähert konstanten
Verhältnis zueinander. Das Bestehen solcher angenäherter quan-
titativer Regelmäßigkeiten scheint mir nun sich nicht nur auf die
analogen K-Strahler der drei Reihen zu erstrecken, sondern auf
alle K-Strahler einer Plejade und auch auf ß-Strahler einer Plejade
untereinander; und sie treten besonders deutlich hervor, wenn man
jede Plejade für sich behandelt und die Lebensdauer als Funktion
des Atomgewichts betrachtet.
Wenn wir wegen der Unsicherheit mancher Atomgewichts-
werte alle Atomgewichte auf ganze Zahlen abrunden, so erhalten
wir folgende Tabelle für die K-Strahler der Thoriumplejade:

Atomgew.
A. G. Diff.
Verh.
d. H. Zt.
Halbw. Zt.
Th
232
2
1,3 - 103
1,3 -10^ j
Jo
230
2
0,5 -103
103
RdTh
228
35
2 J.
RdAc
(227)
19,5 Tg.

Aus dem Vergleich der Elemente Thorium, Jonium und Radio-
thorium scheint sich eine ungefähre logarithmische Abhängigkeit
der Lebensdauer vom Atomgewicht zu ergeben. Die Lebensdauer
des Radioaktiniums ist nun viel weniger von der des Radiothoriums
verschieden, als die des Radiothoriums von der des Joniums. Dem
entspricht auch besser das Atomgewicht ca. 227 als 226, wie es
sein müßte, wenn das Aktinium das Atomgewicht 226 hätte.
1 Glieder einer Plejade nach SoDDY, Chemistry of the radioeiements
II part, London 1914.
2 Physikai. Zeitschr. 14, 142 (1913).