Über die Endprodukte radioaktiver Zerfalisreihen. (A. 11) 19
sen hat, ca. 15%Ionium enthalten^, zeigen ein Spektrum, das sich
durch nichts von dem Spektrum des ioniumfreien Thoriums unter-
scheidet.
Jedenfalls beweisen aber die obigen Resultate, daß das Blei
je nach dem Ursprung ein verschiedenes Atomgewicht
zeigt, und stellen den sicheren direkten experimen-
tellen Beweis für die Richtigkeit der auf Grund des
Verhaltens der Radioelemente sich erg ebenden Auf-
fassung, daß das Atomgewicht nicht eindeutig die che-
mischen Eigenschaften der Elemente bestimmt, und daß
die qualitativen chemischen Trennungsmethoden nicht
genügen, um die Komplexität der Materie vollständig
zu erkennen.
Wir wollen nun genauer die erhaltenen Werte mit den
theoretisch gefolgerten vergleichen. Das Blei aus den praktisch
thorfreien Uranmineralien Carnotit und Pechblende ergab Werte,
die um eine halbe Einheit kleiner als die des gewöhnlichen Bleies
sind. Das Uranblei hat also jedenfalls ein niedrigeres
Atomgewicht als das gewöhnliche Blei. Qualitativ ent-
spricht das vollkommen den Erwartungen, denn der Hauptbestand-
teil des Uranbleies RaG soll ja ein Atomgewicht 206,0 haben. Den
quantitativen Vergleich erschwert aber sehr die Tatsache, daß wir
über das Atomgewicht des zweiten Bestandteils des Uranbleies,
nämlich des Aktiniumbleies, im unklaren sind. Sollte dieses, wie
es versucht wurde wahrscheinlich zu machen, ein höheres Atom-
gewicht als RaG besitzen, so könnte das zum Teil die Diskrepanz
zwischen dem gefundenen Wert 206,6 und dem berechneten des
RaG erklären. Die Differenz scheint indessen zu groß, um ganz
auf Kosten dieses jedenfalls nur in kleinerer Menge vorhandenen
Produkts kommen zu können. Es ist nun auch möglich, daß das
aus Carnotit und Pechblende gewonnene Blei nicht ganz radio-
aktiven Ursprungs ist, sondern zum Teil als gewöhnliches Blei
primär mit dem Mineral ausgeschieden wurde. Die etwas niedri-
geren Resultate mit dem reinen Präparat von BoLTwooD scheinen
für diese Möglichkeit zu sprechen. Um die Frage vollkommen
aufzuklären, wird noch eine ganze Reihe von Untersuchungen
nötig sein, für die besonders möglichst reine Ausgangsminerahen
verwendet werden müssen. Für die erste Aufsuchung des quali-
i Vgk F. ExNER und E. HASCHEK, Wien. Ber. 121, (2a) 1075 (1912).
A. RussELL und Rossi, Proc. Roy. Soc. <37 T, 478 (1912).
2*
sen hat, ca. 15%Ionium enthalten^, zeigen ein Spektrum, das sich
durch nichts von dem Spektrum des ioniumfreien Thoriums unter-
scheidet.
Jedenfalls beweisen aber die obigen Resultate, daß das Blei
je nach dem Ursprung ein verschiedenes Atomgewicht
zeigt, und stellen den sicheren direkten experimen-
tellen Beweis für die Richtigkeit der auf Grund des
Verhaltens der Radioelemente sich erg ebenden Auf-
fassung, daß das Atomgewicht nicht eindeutig die che-
mischen Eigenschaften der Elemente bestimmt, und daß
die qualitativen chemischen Trennungsmethoden nicht
genügen, um die Komplexität der Materie vollständig
zu erkennen.
Wir wollen nun genauer die erhaltenen Werte mit den
theoretisch gefolgerten vergleichen. Das Blei aus den praktisch
thorfreien Uranmineralien Carnotit und Pechblende ergab Werte,
die um eine halbe Einheit kleiner als die des gewöhnlichen Bleies
sind. Das Uranblei hat also jedenfalls ein niedrigeres
Atomgewicht als das gewöhnliche Blei. Qualitativ ent-
spricht das vollkommen den Erwartungen, denn der Hauptbestand-
teil des Uranbleies RaG soll ja ein Atomgewicht 206,0 haben. Den
quantitativen Vergleich erschwert aber sehr die Tatsache, daß wir
über das Atomgewicht des zweiten Bestandteils des Uranbleies,
nämlich des Aktiniumbleies, im unklaren sind. Sollte dieses, wie
es versucht wurde wahrscheinlich zu machen, ein höheres Atom-
gewicht als RaG besitzen, so könnte das zum Teil die Diskrepanz
zwischen dem gefundenen Wert 206,6 und dem berechneten des
RaG erklären. Die Differenz scheint indessen zu groß, um ganz
auf Kosten dieses jedenfalls nur in kleinerer Menge vorhandenen
Produkts kommen zu können. Es ist nun auch möglich, daß das
aus Carnotit und Pechblende gewonnene Blei nicht ganz radio-
aktiven Ursprungs ist, sondern zum Teil als gewöhnliches Blei
primär mit dem Mineral ausgeschieden wurde. Die etwas niedri-
geren Resultate mit dem reinen Präparat von BoLTwooD scheinen
für diese Möglichkeit zu sprechen. Um die Frage vollkommen
aufzuklären, wird noch eine ganze Reihe von Untersuchungen
nötig sein, für die besonders möglichst reine Ausgangsminerahen
verwendet werden müssen. Für die erste Aufsuchung des quali-
i Vgk F. ExNER und E. HASCHEK, Wien. Ber. 121, (2a) 1075 (1912).
A. RussELL und Rossi, Proc. Roy. Soc. <37 T, 478 (1912).
2*