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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1915, 8. Abhandlung): Über die absolute elektrooptische Verzögerung und Beschleunigung bei der elektrischen Doppelbrechung [1] — Heidelberg, 1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.34707#0015
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Absolute elektrooptische Verzögerung und Beschleunigung usw. (A. 8) 15
Hierauf wurde Rizinusöl untersucht, um eine Flüssigkeit mit
negativer KERR-Konstante zu haben. Die Isolation war vorzüg-
lich, aber die Zähflüssigkeit machte die Beobachtungen schwie-
riger als bei den vorhergehenden Substanzen, es war sehr schwer,
gerade Interferenzstreifen zu erhalten, wohl weil minimale Dichte-
verschiedenheiten sich sehr schwer ausgleichen. Selbst, wenn das
gefüllte Rohr 24 Stunden in möglichst konstanter Temperatur ge-
standen hat, kann man noch Schlieren erkennen, die natürlich
keine reinen Interferenzstreifen zustande kommen lassen. Die beim
C Sg gesammelten Erfahrungen halfen aber schließlich über diese
Schwierigkeiten hinweg und es gelang, sehr gute Messungen aus-
zuführen.
Das Resultat ist genau das gleiche, wie bei GSg,
mit dem einzigen Unterschiede, daß die senkrecht
und parallel den Kraftlinien polarisierten Licht-
strahlen ihre Rollen vertauscht haben, entsprechend,
der Tatsache, daß für Rizinusöl die KERR-Konstante entgegen-
gesetztes Vorzeichen hat, wie für GSg. Für das Verhältnis
-— ergab sich der Wert —1/4.
n.-n
Mit Chloroform, Äthyläther, Benzol, Nitrobenzol und Rapsöl
ist es mir nicht gelungen, Messungen auszuführen. Trotz sorg-
fältigster Reinigung war es bei keiner dieser Substanzen möglich,
ein genügend starkes elektrisches Feld zu erzeugen, um sicher
meßbare Verschiebungen der Interferenzstreifen erhalten zu kön-
nen. Infolge der ungenügenden Isolation entsteht bei der hohen
erforderlichen Potentialdifferenz ein elektrischer Strom, der wohl
in erster Linie durch seine Wärmewirkung ein fortgesetztes Wan-
dern der Interferenzstreifen erzeugt und zwar wandern zu Anfang
die im Felde befindlichen Streifen schneller, als die außerhalb be-
findlichen, doch werden bald auch diese in Bewegung gesetzt und
man sieht an ihrer Krümmung deutlich, wie die zwischen den
Metallplatten beginnende Erscheinung sich allmählig auf die
übrige Flüssigkeit ausdehnt. Natürlich findet auch bei Entla-
dung des Kondensators nur ein sehr langsames Zurückgehen in
die Ruhelage statt. Wenn die Elektrisierung längere Zeit gedauert
hat, so verschwinden meist die Interferenzstreifen ganz und treten
erst nach Stunden langer Ruhe wieder auf.
Auch die Versuchsanordnung, bei der plötzlich ein höheres
Potential angelegt wird, ergab keine brauchbaren Resultate. Man
 
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