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Trautz, Max; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung A, Mathematisch-physikalische Wissenschaften (1917, 14. Abhandlung): Der Verlauf der chemischen Vorgänge im Dunkeln und im Licht: Zusammenfassung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.36401#0019
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Verlauf der chemischen Vorgänge im Dunkeln und im Licht. (A. 14) 19

2. Die Wärmetönung.
Prädisponierende Verwandtschaft gibt es nicht. Denn
noch nicht vorhandene Stoffe können nicht wirken. Wenden wir
diesen Satz auf den Beginn einer chemischen Reaktion an und
setzen wir für diesen das Massenwirkungsgesetz auch noch als
streng gültig voraus, selbst dann, wenn man von ganz reinen Aus-
gangsstoffen ausgeht und noch keine Spur von den Reaktions-
produkten zugegen ist, so gelangt man wiederum zufolge der
Kleinheit der molekularen Wirkungsradien zu dem Satz, der den
thermodynamischen Hauptsätzen analog als kinetisches Grund-
prinzip zu bezeichnen wäre:
Die Geschwindigkeit jeder hei konstanten äußeren
Bedingungen ablaufenden chemischen Einzelreaktion
hängt nur von ihren Ausgangsbedingungen ab.
Dieser Satz erscheint selbstverständlich und führt zu dem
Schluß, daß die Geschwdndigkeitskonstante einer Einzelreaktion
nur abhängen kann von den Eigenschaften der Ausgangsstoffe
und nicht von denen der Reaktionsprodukte.
Wir ziehen jetzt die logischen Folgerungen daraus für jeden
chemischen Elementarprozeß. Er muß, wenn anders man an-
der Stetigkeit der Naturvorgänge festhalten will, über folgende
Zwischenzustände führen, die am Beispiel der Umlagerung
Ha + J2=2HJ betrachtet seien.
Die zusammentreffenden Molekeln müssen jedes für sich so
weit gedehnt und zugleich gegenseitig einander sp wmit genähert
werden, daß die Kräfte, die Ho und Jg jeweils in sich Zusammen-
halten und die Kräfte, welche H J bilden würden, sich eben die
Wage halten. Ob die Dehnung vor oder während dem Stoß er-
folgt, läßt sich nicht sagen. Die Annäherung muß jedenfalls wäh-
renddessen eintreten. Dann ist ein vollkommener Indifferenzzu-
stand zwischen beiden Stoffen erreicht. Man hat dann weder
Hg+Jg, noch 2HJ, denn man befindet sich genau in der Aiittel-
lage zwischen ihnen. Deshalb kann man auch nicht sagen, man
habe die Verbindung Hg Jg vor sich. Denn nichts beweist, daß ihr
Zerfall genau mit derselben Wahrscheinlichkeit nach Hg+ Jg, wie
nach 2 H J hin ginge. Ferner wAre von der Verbindung zu erwarten,
daß sie unter Umständen den Stoß überdaure und so als Neben-
produkt aus der Reaktion hervorginge. Dann aber betrachteten
wir eben nicht die Einzelreaktionen Hg+JgUl^HJ, sondern

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