Metadaten

Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 23. Abhandlung): Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen — Heidelberg, 1911

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37466#0047
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen.

47

dienen, nach welcher die Aufhebung der Ruheperiode auf- einer
langsamen Entstehung von Fermenten beruht. Diese Hypothese
wurde durch die wichtigen Arbeiten von MüLLER-THURGAU (1885)
wesentlich gestützt, der dem entstehenden löslichen Zucker eine
Hauptrolle für das neue Erwachen des Wachstums zuschreibt.
Allerdings haben zahlreiche Forscher, wie PFEFFER, JoHANNSEN,
MoLiscH, diese Auffassung ganz abgelehnt — wie mir scheint -
ohne zwingenden Grund.
Nach PFEFFER (1904, S. 273) beruht die Ruheperiode auf
einer internen (selbstregulatorischen) Modifikation der Wachs-
tumsfähigkeit und nicht auf einem Mangel an geeigneter Nah-
rung, einer Art Hungerzustand. Es handelt sich aber nicht um
einen Mangel an Nahrung, sondern eher um ein Zuviel; die
Nährstoffe sind in fester oder schwer diffusionsfäbiger Form
oder nicht in der geeigneten Konzentration vorhanden. Wenn
JoHANNSEN (1906, S. 44) einwirft, daß auch die Zwiebel mit
großem Glycosegehalt ruhe, so beweist das gegen die Hypothese
nichts, weil gerade die Konzentration zu hoch sein kann.
Die moderne Fermentlehre hat die unbestreitbare Tatsache
aufgedeckt, daß die Ansammlung seiner Produkte die Tätigkeit des
Fermentes hemmt. Wir können es daher sehr gut verstehen,
daß die Aufspeicherung so vieler organischer Stoffe die Fermente
inaktiv macht. Ich möchte nach dem augenblicklichen Stande
unseres Wissens die Sache so formulieren:
Eine relativ feste Ruheperiode tritt ein, wenn durch
Verminderung eines oder mehrerer wesentlicher Fak-
toren, Temperatur, Feuchtigkeit, Nährsalzgehalt, die
Wachstumstätigkeit alDnählich eingeschränkt wird und
hei anfangs noch fortgehender Assimilationstätigkeit die
Speicherung organischen Materials die Fermente inaktiv
macht.
Von diesem Standpunkt aus können wir folgern, daß eigent-
lich jede Ruheperiode aufgehoben werden muß, da es wesent-
lich darauf ankommt, die fermentative Tätigkeit wieder anzu-
regen. Wir wissen auch, daß schon heute die Ruhe durch viele
verschiedene Mittel tatsächlich verkürzt oder ganz beseitigt
werden kann. Kombinierte Wirkungen von höherer Temperatur
und Feuchtigkeit (Gewächshauskultur, Warmwassermethode von
MoLiscFi) befördern die fermentative Tätigkeit. Ebenso kann
vielleicht auch der Einfluß des Äthers darauf zurückgeführt werden.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften