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Klebs, Georg; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1911, 23. Abhandlung): Über die Rhythmik in der Entwicklung der Pflanzen — Heidelberg, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.37466#0050
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Georg Klebs:

Ostmonsuns, völlig kahl und ruht anscheinend, während er zur
Zeit des Westmonsuns beblättert isl. Wandert man im Januar
durch diese wundervollen domartigen Wälder., so wird man alle
Zweige gleichmäßig beblättert finden. Basale Sprosse, die am be-
quemsten sich untersuchen lassen, sind in intensivstem Treiben s)
begriffen. Es ist längst bekannt, daß in Buitenzorg auch
während des Sommers nicht kahl ist und wahrscheinlich auch
wächst (Ursprung 1904). Was aber nicht bekannt scheint, ist
sein Verhalten in Buitenzorg während des Winters. Trotzdem
die Regenzeit doch die Zeit seines Wachstums bedeutet, verhält
sich der Baum wie andere aus periodischem Klima stammende
Arten. Zwei Bäume im Garten zeigten ganz kahle, wirklich
ruhende Äste, andere eben frisch treibende, während die Mehr-
zahl ganz beblättert war. Genau so verhielten sich zwei Bäume,
ein kleiner und ein größerer von /Vo?2-dos%, einer Art, die
regelmäßig in den Tectonawäldern vorkommt und ebenfalls im
Sommer monatelang kahl steht. Es hat doch keinen rechten
Sinn zu sagen, jeder Ast müsse sich nach einiger Zeit von selbst
zur Ruhe setzen. Außerdem wies ich früher schon darauf hin,
daß die jungen Bäumchen von Tec^owu ebensowohl im Winter
wie im Sommer wachsen. Als ich mit Prof. SENN unter der
liebenswürdigen Führung des Herrn Oberförster Los die Tectona-
wälder von Pasar-sore (Ostjava) besuchte, teilte dieser mir mit,
daß die kräftigen Sprosse aus abgehauenen Baumstümpfen auch
zur Trockenzeit frisch beblättert sind (wahrscheinlich auch
wachsen).
Wir können also sagen, daß die auffallende Ungleichheit im
Verhalten einzelner Zweige aller der besprochenen Bäume durch
die Wirkung des gleichmäßigen Klimas irgendwie hervorgerufen
wird. Das Klima von Westjava unterscheidet sich von dem Ost-
javas wesentlich nur durch die relativ gleichmäßig im ganzen
Jahr verteilte Feuchtigkeit. Bei den aus temperierten Zonen
stammenden Bäumen kommt noch die gleichmäßig hohe Temperatur
hinzu. So unzweifelhaft hier eine Wirkung des Ktimas vorliegt,
so schwierig ist es heute, eine richtige Erklärung zu geben. Man
muß sich hypothetischen Vorstellungen hingeben, die zunächst
dazu dienen können, das Problem schärfer zu formulieren.
6) An solchen Sprossen beobachtete ich auffallend große Blätter: Länge
bis 97 cm, Breite 60 cm ; es gibt nur wenige dikotyle Bäume mit ungeteilten
Blättern, die solch eine Größe erreichen.
 
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