72 (B. 3)
G. KLEBS:
Sporenkultur vom 27. X. kam eine neue, bei der die Prothallien-
bildung eben eingetreten war. Die Sporen fingen jetzt (nach 10
Tagen) zu keimen an, sie waren nach 14 Tagen zu 17% gekeimt
— lauter gestreckte Keimfäden. Die vorher gebildeten Prothallien
zeigten nach 7 Tagen Auswachsen ihrer Zellen.
Die Chlorophyllösung wirkt also ganz anders als die vorhin
benutzte grüne Lösung; sie verzögert wohl auch die Keimung,
ruft aber starke Streckung der Keimfäden hervor, als wäre für das
Wachstum wesentlich das äußerste Rot entscheidend, dessen
Wirkung durch die Absorption des Blau-Violett nicht gehindert
wird; das Grün wirkt zu schwach entgegen. Es ist eine alte Er-
fahrung, daß bei Dichtsaaten von Farnsporen neben Prothallien
oft viele Keimfäden sich vorfinden, auch wenn die Kultur
genügendem Tageslicht ausgesetzt ist. Man würde zunächst zur
Annahme neigen, daß die Schwächung der Lichtintensität die
Streckung herbeiführt. Da nach meinen neueren Erfahrungen
doch eine ziemlich starke Herabsetzung der Lichtintensität dazu
nötig ist, so ist es wahrscheinlich, daß die spektrale Änderung des
Lichtes nach Durchgang durch chlorophyllhaltige Zellen bei der
Keimfadenbildung in Dichtkulturen wesentlich mitwirkt.
3. Vergleichende Versuche mit engeren Spektral-
bezirken.
Bei den Versuchen mit verschiedenen Farbstofflösungen,
durch die das sichtbare Spektrum in relativ enge Bezirke zerlegt
wurde, habe ich die Kulturgläschen in der betreffenden Lösung
untergetaucht. Aus Versuchen ergab sich, daß in solchen kleinen,
luft- und wasserdicht verschlossenen Gläschen der Sauerstoffgehalt
genügte, um im normalen Licht Keimung und Bildung von Pro-
thallien zu ermöglichen.
Zu den Versuchen nahm ich Steh-Zylinder aus dünnem Glase;
sie hatten sämtlich die gleiche Höhe von 13 cm, gleiches Lumen
von 5.8 cm. In diese Zylinder wurde die absorbierende Farblösung
gebracht, und in ihr wurden kleine Gläschen untergetaucht, die eine
Höhe von 8 cm, einen Durchmesser von 2.8 cm, ein Lumen von
2.4 cm besaßen. Stand das Kulturgläschen genau in der Mitte,
so war die Schichtdicke der absorbierenden Lösung genau 1.5 cm
mit Ausnahme der Stelle oberhalb des Deckels, wo die Dicke
etwas größer war. Um die zentrale Stellung zu erhalten, waren
G. KLEBS:
Sporenkultur vom 27. X. kam eine neue, bei der die Prothallien-
bildung eben eingetreten war. Die Sporen fingen jetzt (nach 10
Tagen) zu keimen an, sie waren nach 14 Tagen zu 17% gekeimt
— lauter gestreckte Keimfäden. Die vorher gebildeten Prothallien
zeigten nach 7 Tagen Auswachsen ihrer Zellen.
Die Chlorophyllösung wirkt also ganz anders als die vorhin
benutzte grüne Lösung; sie verzögert wohl auch die Keimung,
ruft aber starke Streckung der Keimfäden hervor, als wäre für das
Wachstum wesentlich das äußerste Rot entscheidend, dessen
Wirkung durch die Absorption des Blau-Violett nicht gehindert
wird; das Grün wirkt zu schwach entgegen. Es ist eine alte Er-
fahrung, daß bei Dichtsaaten von Farnsporen neben Prothallien
oft viele Keimfäden sich vorfinden, auch wenn die Kultur
genügendem Tageslicht ausgesetzt ist. Man würde zunächst zur
Annahme neigen, daß die Schwächung der Lichtintensität die
Streckung herbeiführt. Da nach meinen neueren Erfahrungen
doch eine ziemlich starke Herabsetzung der Lichtintensität dazu
nötig ist, so ist es wahrscheinlich, daß die spektrale Änderung des
Lichtes nach Durchgang durch chlorophyllhaltige Zellen bei der
Keimfadenbildung in Dichtkulturen wesentlich mitwirkt.
3. Vergleichende Versuche mit engeren Spektral-
bezirken.
Bei den Versuchen mit verschiedenen Farbstofflösungen,
durch die das sichtbare Spektrum in relativ enge Bezirke zerlegt
wurde, habe ich die Kulturgläschen in der betreffenden Lösung
untergetaucht. Aus Versuchen ergab sich, daß in solchen kleinen,
luft- und wasserdicht verschlossenen Gläschen der Sauerstoffgehalt
genügte, um im normalen Licht Keimung und Bildung von Pro-
thallien zu ermöglichen.
Zu den Versuchen nahm ich Steh-Zylinder aus dünnem Glase;
sie hatten sämtlich die gleiche Höhe von 13 cm, gleiches Lumen
von 5.8 cm. In diese Zylinder wurde die absorbierende Farblösung
gebracht, und in ihr wurden kleine Gläschen untergetaucht, die eine
Höhe von 8 cm, einen Durchmesser von 2.8 cm, ein Lumen von
2.4 cm besaßen. Stand das Kulturgläschen genau in der Mitte,
so war die Schichtdicke der absorbierenden Lösung genau 1.5 cm
mit Ausnahme der Stelle oberhalb des Deckels, wo die Dicke
etwas größer war. Um die zentrale Stellung zu erhalten, waren