Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34626#0114
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
114 (B. 3)

G. KLEBs:

zeichnet werden kann, da es zum Unterschiede von den statischen
Gleichgewichten nur solange unverändert bleibt, als dauernd Licht
von bestimmter Wellenlänge zuströmt. Außer der Wellenlänge
des Lichtes ist das Gleichgewicht auch abhängig von der Licht-
intensität und Temperatur. Diese sehr interessanten Ergebnisse
STOBBEs an Fulgiden bieten eine überraschende Analogie dar
zu den Vorgängen an den Farnkeimlingen, wenn auch natürlich
die Verhältnisse hier sehr viel verwickelter sind. Vor allem werden
wir bei ihnen das stationäre Gleichgewicht wieder finden, das
nach einem Vorschlag von TRAUTZ noch allgemeiner als ein von
Außen erzwungenes ,,exo dynamisches" Gleichgewicht
bezeichnet werden kann, im Gegensatz zu dem thermodyna-
mischen oder endodynamischen, das sich von selbst bei
völligem Abschluß von der Außenwelt einstellt. Für die weitere
Darlegung muß noch Stellung genommen werden zu den Anschau-
ungen der heutigen Pflanzenphysiologie über das was hier als
blastische Lichtwirkung bezeichnet wird.
In seiner berühmten Rede (1893) hat PFEFFER (vgl. auch
1897, Einl.) die allgemeine Verbreitung und Bedeutung von Reiz-
vorgängen im Leben der Pflanzen wie der Tiere hervorgehoben,
und seine Auffassung über das Wesen solcher Reizvorgänge be-
herrscht heute noch die Pflanzenphysiologie. Wenn man absieht
von der Erzeugung organischer Substanz durch die C-Assimilation
und auch grobmechanische Einwirkungen außer acht läßt, so sind
alle die mannigfaltigen Einflüsse äußerer Bedingungen als aus-
lösende Reize aufzufassen. ,,In der nur veranlassenden, in der
nur auslösenden Wirkung, liegt der allgemeine Charakter der Reiz-
erscheinungen, und wenn wir von Reizung reden, so haben wir eben
die im lebendigen Organismus durch irgend einen Anstoß veran-
laßte Auslösungsvorgänge im Auge" (1. c. S. 5). Klar und scharf
definiert ist dieser Begriff des Reizes bei den von PFEFFER so
genau studierten Bewegungserscheinungen z. B. der Staubfäden
der C2/7mree73, der Sinnpflanze u. dergl.; denn hier existiert in der
Pflanze ein vorgebildeter Mechanismus, der infolge eines kleinen
Anstoßes in Bewegung gesetzt wird. Die für den Anstoß nötige
Energie ist so gering, daß sie nicht weiter zu berücksichtigen ist
und steht in gar keinem Verhältnis zur ausgelösten Reaktion.
Wenn dieser Reizbegriff auf alle die mannigfaltigen Lebensvor-
gänge übertragen wird, bei denen sicher gar kein vorgebildeter
Mechanismus vorauszusetzen ist, so bleibt als einziger Charakter
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften