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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34626#0122
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122 (B. 3)

G. LLEBS:

allgemein verbreiteter Vorgang. Für den Fall der Farnkeimlinge
wollen wir in erster Linie die in der Längsrichtung stattfindende
Volumenzunahme, die Streckung, berücksichtigen und erst nachher
auf die Teilung näher eingehen. Die Streckung wird wie die Kei-
mung durch die rotgelben Strahlen beschleunigt ; die blau-violetten
Strahlen hemmen den Vorgang nicht, sondern schränken ihn nur
ein. Das rote Licht erzeugt einen positiv wirkenden Katalysator,
der wie bei der Keimung eine Zeitlang im Dunkeln nachwirkt,
um dann zu verschwinden. Es muß unentschieden bleiben, ob ein
engerer Zusammenhang zwischen den Katalysatoren der Keimung
und Streckung besteht. Ein Unterschied zeigt sich darin, daß die
Grenze der Intensität für die Streckung etwas höher liegt als für
die Keimung (s. S. 56; auch 1916, S. 55). Doch hat es den An-
schein, als ob es bei der Erregung der Keimung im roten Licht
nur auf die erste Entstehung des gleichen Katalysa-
tors ankomme.
Im roten Licht kann aus der kleinen Sporenzelle eine schlauch-
förmige Zelle bis zu einer Länge von 3 mm entstehen; eine kleine
Randzelle eines Prothalliums von 0.03 mm kann im roten Licht
sich zu einer Zelle von 3.5 mm strecken, also um das 116fache.
Diese enorme Verlängerung ist eine der besten Beispiele für das,
was man in der Botanik Etiolement oder Vergeilung nennt.
Aus der übergroßen Mannigfaltigkeit von Erscheinungen, die man
am besten durch das inhaltsreiche Werk von Mvc DouGAL (1903)
kennen lernen kann, interessiert hier nur die Gruppe von Vor-
gängen, bei denen Achsenteile eine übermäßige Streckung erfahren.
Diese erfolgt bei der Mehrzahl der Pflanzen am stärksten im Dunkeln;
bei den Farnkeimlingen können wir von einer eigentlichen Dunkel-
reaktion nicht reden. Aber Übereinstimmung herrscht einmal
darin, daß schwaches Tageslicht in beiden Fällen vergehend wirkt
und ferner daß auch bei den seit den Untersuchungen
von SACHS (1864) u. a. der vergehende Einfluß des roten Lichtes
mehrfach nachgewiesen worden ist, während das blaue Licht ähn-
lich wie Tageslicht wirkt (PFEFFER, 1904, S. 117).
Die auch heute noch herrschende Ansicht über das Zustande-
kommen der Vergeilung hat PFEFFER (1904, S. 114) in folgenden
Worten ausgedrückt: ,,In richtiger Erwägung der Sachlage kann
es nicht zweifelhaft sein, daß es sich bei dem Etiolement in erster
Linie um eine Reizwirkung des Lichtes, aber nicht um eine durch
Nahrungsmangel verursachte Erscheinung handelt (vgl. MAC
 
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