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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1917, 3. Abhandlung): Zur Entwicklungsphysiologie der Farnprothallien: Zweiter Teil — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.34626#0126
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126 (B. 3)

Gr. KLEB$:

stehen. Ebenso wachsen Prothalhen bei dieser Intensität noch
leicht aus. Im schärfsten Gegensatz dazu steht die Wirkung des
Quecksilberlichtes mit stark überwiegender stärker brechbaren
Strahlen. Hier ist es selbst bei schwächster Intensität nahe der
unteren Grenze nicht möglich, eine deutliche Streckung der Keim-
fäden zu beobachten; niemals trat eine Uberverlängerung von
Prothallienzellen ein. Das Tageslicht steht in der Mitte, wenn wir
von der direkten Sonne hier absehen, die durch die Intensität
in erster Linie wirkt. Im diffusen Tageslicht überwiegen die blauen
Strahlen, wenn auch lange nicht in dem Grade wie beim Queck-
silberlicht. Daher tritt eine starke Streckung, eine wirkliche Ver-
geilung ein, aber im Vergleich zum Osramlicht erst bei stärkerer
Schwächung der Intensität, weil erst dann infolge der Verminderung
der C-Assimilation die rein blastische Wirkung des roten Bestand-
teiles zur Wirkung kommt. Nehme ich irgend ein Filter, das
größere Teile des Spektrums durchläßt, so hängt seine Wirkung
wieder von der vorhandenen Intensitätsverteilung in ihm ab.
Das von mir benutzte blaue Glas läßt alle Strahlen mit Ausnahme
des äußersten Rot hindurch. Aber das starke Überwiegen des
blau-violetten Anteils genügt, um die Vergeilung unmöglich zu
machen. Ich muß erst diese Strahlen relativ schwächen, die
schwächer brechbaren Strahlen durch Fluoreszenz stärken, um eine
deutliche Streckung herbeizuführen.
Da alle möglichen Abstufungen in der Intensität Vorkommen
können, da die spektrale Zusammensetzung je nach den Licht-
quellen, den Lichtfiltern alle nur denkbaren Verschiedenheiten
aufweisen können, so vermögen als Folge davon die Farnkeimlinge
eine Unmenge von Formvariationen zu bilden. Für die Zwecke
der vorliegenden Arbeit ist nur eine beschränkte Zahl solcher
Formen berücksichtigt worden.
Meiner Darstellung nach beruht die starke Streckung (Etiole-
ment, Vergeilung) von Zellen der Sporen oder der Prothallien auf
der photoblastischen Wirkung des roten Lichtes bei verminderter
C-Assimilation und bei schwacher oder fehlender Gegenwirkung
der blauen Strahlen. Das Hypothetische liegt nur in der Annahme,
daß lebhafte Streckung dann eintritt, wenn der aus den Reserve-
stoffen oder bei der Assimilation entstehende Zucker wohl ver-
fügbar, aber in relativ geringer Konzentration vorhanden ist. Diese
Annahme erklärt uns einige andere früher beschriebene Fälle der
Vergeilung. Wenn junge Keimlinge eine Zeitlang im blauen Licht
 
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