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Bluntschli, Hans; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse: Abteilung B, Biologische Wissenschaften (1919, 6. Abhandlung): Anatomie als pädagogische Aufgabe — Heidelberg, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.36558#0022
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22 (B. 6)

H. BLUNTSCHLi:

derselben ebenso an der Überflut der Kursteilnehmer wie der
Präpariersaal. Man hat sich vielerorts mit Parallelkursen geholfen,
die aber immer noch sehr große Teilnehmerzahlen haben. Oft ent-
scheidet mehr die Anzahl der vorhandenen Mikroskope als Rück-
sicht auf das pädagogische Ziel über solche Trennungen. Ich kenne
kaum einen Zweig unseres Faches, in welchem mir eine stärkere
Betonung des individuellen Unterrichtes nötig erscheinen möchte
als in den Anfangsgründen der Mikroskopie, also den Übungen der
Zellen- und allgemeinen Gewebelehre. Auf diesen fußt alles Weitere.
Sie können nicht grundlegend genug erachtet werden. Hier scheint
mir eine wirklich solide Basis nur in kleinen Kursen und mit starker
Betonung selbständiger zu vollziehender Leistungen der Schüler
zu schaffen sein, die reichliche Austeilung fertiger mikroskopischer
Präparate kann das niemals ersetzen, was der Einzelne sich durch
selbständiges Schneiden, Zerzupfen, Färben usw. an Erfahrungs-
schätzen sammelt. Auch kann nur in kleineren Kreisen zum
regelmäßigen Skizzieren der Beobachtungen, das ich für äußerst
wichtig halte, erzogen werden. Es scheint mir daher die Trennung
des Kurses in zwei Abteilungen sehr beachtenswert, wie es meines
Wissens z. B. in Kiel durchgeführt wird. Der erste Teil gilt der
allgemeinen Seite der Aufgabe und dem technischen Problem
und sollte nur in kleineren Parallelkursen durchgeführt werden.
Dann ist es sehr wohl möglich, in der spezielleren mikroskopischen
Anatomie ein lebhafteres Tempo einzuschlagen und einen größeren
Praktikantenkreis Zusammenarbeiten zu lassen, denn dann ist die
gründliche Schulung zu selbständiger Verarbeitung des Stoffes
eben vorausgegangen und die ständige Beaufsichtigung durch die
Lehrkräfte bei jedem einzelnen Präparat nicht mehr so dringlich.
Besondere Übungsstunden neben den eigentlichen Kursstunden
halte ich für sehr wertvoll und sehe in dem Auflegen von zahl-
reichen Übungspräparaten, welche keine Objektbezeichnung führen
und mit den allerverschiedensten Färbetechniken ausgeführt, andere
äußere Darstellungen geben, als sie im Kurse zur Verteilung
kamen, ein von den Studierenden sehr geschätztes Mittel, sie von
dem Akzidentellen unabhängiger zu machen und ihnen in der mikro-
skopischen Diagnostik eine gewisse Fertigkeit zu vermitteln. Frei-
lich Sicherheit in der Gewebekenntnis ist hier unbedingte Voraus-
setzung. Daß in Beziehungen zu allen anatomischen Vorlesungen
ausgesucht klare mikroskopische Präparate aufgestellt und nicht
nur im kurzdauernden Projektionsbild gezeigt werden sollen, ist
 
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