32 (B. 6)
H. BLUKTSCHL!:
Universitas litterarum, auf der Überspannung von an sich, bei
richtiger Handhabung, durchaus vernünftigen und bewährten
Organisationsformen. Sie sind nur leider vielfach mehr konven-
tionelle Schalen geworden als lebendiger Inhalt geblieben, und da-
gegen stürmt die neue Zeit an. Verblendung wäre es von anderen
Gußformen allein sich Hilfe zu versprechen. Wie ich die Dinge
zu sehen vermag, ist das Auseinanderstreben und Gegeneinander-
anlaufen heute noch die stärkere Triebkraft als das, was allein
den gesunden Fortschritt bringen kann, nämlich Gemeinsamkeit
im Handeln, vereintes Streben nach tiefer erfaßtem Ziele.
Und um in diesem Sinne zu erziehen, ist dringlich notwendig,
daß alle einem gemeinsamen Lehrfach dienenden Lehrkräfte, auch
die jüngsten im Fache, die noch nicht mit wahrhaft selbständigen
Lehraufgaben betraut sind, in viel regeren Kontakt miteinander
kommen, sich gegenseitig intensiver befruchten. Der rein gesell-
schaftliche Verkehr allein genügt da keineswegs, er braucht nicht
einmal als unbedingt notwendig angesehen zu werden, viel wesent-
licher ist die Einführung ganz regelmäßiger Zusammenkünfte mit
vertrauensvoller Besprechung der gemeinsamen Forschungs- und
Lehraufgaben, bei denen sich weder Vorgesetzte Autoritäten noch
empfindliche LTtergebene, sondern einfach aufeinander ange-
wiesene, miteinander schaffende Mitarbeiter gegenüberstehen. Ste-
hen hier weder persönliche Eitelkeit, noch Kurzsichtigkeit, sondern
die großzügig erfaßten Aufgaben und Ziele im Vordergründe, dann
werden sich manche unerfreuliche Zustände beheben lassen und
wird wieder das volle gegenseitige Vertrauen die beste und einzig
sichere Grundlage im Verkehr zwischen Menschen, heranwachsen.
Solche Institutsbesprechungen können einen sehr ausgedehnten
Wirkungskreis haben, und je umfassender er aufgefaßt wird, um
so besser, denn Forscher und Lehrer, beide vollwertig gedacht,
sind überhaupt keine Gegensätze sondern nur verschiedene Äuße-
rungen ganzer Persönlichkeiten, und solche erstehen nicht aus
hochgetriebener, einseitiger Spitzenkultur, sondern aus schlichtem
Gemeinschaftsbewußtsein, in dem sie stets im letzten Grunde ver-
ankert bleiben. Sobald der junge Lehrer das Bewußtsein gewinnt,
daß er im Grunde genau ebenso dienende Arbeit leistet wie der
ältere Vorgesetzte und daß dieser ebensowenig je auslcrnt wie er
selber, daß nicht allein eine leblose Tradition, sondern der Wille
die Gesamtaufgabe bestmöglichst zu erfüllen und bei wechselnden
Verhältnissen auch entgegen dem Beharrungsmoment zu erfassen,
H. BLUKTSCHL!:
Universitas litterarum, auf der Überspannung von an sich, bei
richtiger Handhabung, durchaus vernünftigen und bewährten
Organisationsformen. Sie sind nur leider vielfach mehr konven-
tionelle Schalen geworden als lebendiger Inhalt geblieben, und da-
gegen stürmt die neue Zeit an. Verblendung wäre es von anderen
Gußformen allein sich Hilfe zu versprechen. Wie ich die Dinge
zu sehen vermag, ist das Auseinanderstreben und Gegeneinander-
anlaufen heute noch die stärkere Triebkraft als das, was allein
den gesunden Fortschritt bringen kann, nämlich Gemeinsamkeit
im Handeln, vereintes Streben nach tiefer erfaßtem Ziele.
Und um in diesem Sinne zu erziehen, ist dringlich notwendig,
daß alle einem gemeinsamen Lehrfach dienenden Lehrkräfte, auch
die jüngsten im Fache, die noch nicht mit wahrhaft selbständigen
Lehraufgaben betraut sind, in viel regeren Kontakt miteinander
kommen, sich gegenseitig intensiver befruchten. Der rein gesell-
schaftliche Verkehr allein genügt da keineswegs, er braucht nicht
einmal als unbedingt notwendig angesehen zu werden, viel wesent-
licher ist die Einführung ganz regelmäßiger Zusammenkünfte mit
vertrauensvoller Besprechung der gemeinsamen Forschungs- und
Lehraufgaben, bei denen sich weder Vorgesetzte Autoritäten noch
empfindliche LTtergebene, sondern einfach aufeinander ange-
wiesene, miteinander schaffende Mitarbeiter gegenüberstehen. Ste-
hen hier weder persönliche Eitelkeit, noch Kurzsichtigkeit, sondern
die großzügig erfaßten Aufgaben und Ziele im Vordergründe, dann
werden sich manche unerfreuliche Zustände beheben lassen und
wird wieder das volle gegenseitige Vertrauen die beste und einzig
sichere Grundlage im Verkehr zwischen Menschen, heranwachsen.
Solche Institutsbesprechungen können einen sehr ausgedehnten
Wirkungskreis haben, und je umfassender er aufgefaßt wird, um
so besser, denn Forscher und Lehrer, beide vollwertig gedacht,
sind überhaupt keine Gegensätze sondern nur verschiedene Äuße-
rungen ganzer Persönlichkeiten, und solche erstehen nicht aus
hochgetriebener, einseitiger Spitzenkultur, sondern aus schlichtem
Gemeinschaftsbewußtsein, in dem sie stets im letzten Grunde ver-
ankert bleiben. Sobald der junge Lehrer das Bewußtsein gewinnt,
daß er im Grunde genau ebenso dienende Arbeit leistet wie der
ältere Vorgesetzte und daß dieser ebensowenig je auslcrnt wie er
selber, daß nicht allein eine leblose Tradition, sondern der Wille
die Gesamtaufgabe bestmöglichst zu erfüllen und bei wechselnden
Verhältnissen auch entgegen dem Beharrungsmoment zu erfassen,