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Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]; Gradenwitz, Otto [Oth.]; Plaumann, Gerhard [Oth.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1914, 15. Abhandlung): Griechische Papyri der Sammlung Gradenwitz — Heidelberg, 1914

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https://doi.org/10.11588/diglit.33318#0016
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16

Gerhard Plaumann. P. Gradenwitz.

deten Auffassung ausgelegt werden, wenn ich meinem verehrten
Lehrer hier in einigen Punkten Einwände mache 1.

Zunächst scheinen mir Wilckens Bedenken gegen meine Auf-
fassung, so beachtlich sie sind, nicht durchschlagend. Gegen die
Aoriste ließe sich von meinem Standpunkt sagen, daß das άπο-
γράφειν auch bei meiner Auffassung eine einmalige Handlung ist
und sogar καταβαλεΐν als Befehl zunächst für das erste Jahr gefaßt
und also verteidigt werden kann. Überdies darf man, glaube icli,
dem kgl. Kanzlisten eine gewisse Freiheit lassen im Hinblick etwa
auf Dittenberger Sylloge 936: "Οστί,ς κα έσάγηι είς τάν τών

Κυπαρισσιέων χώραν, .άπογραψάσθω ποτΐ τούς πεντηκοστο-

λόγους καΐ καταβαλέτω τάμ πεντηκοστάν πρ'ιν άνάγειν τι ή πωλεΐν κτλ.

— Ich gebe gern zu, daß die έξηκοστή hier doch wohl jener Kauf-
zuschlag sein wird und habe darauf auch in meinen Einzelbemer-
kungen verwiesen. Aber mir scheint, entscheidende Bedeutung
für die Gesamtauffassung kommt ihr nicht zu, solange ihre Rolle
so unklar ist; es kommt hier alles auf die Deutung des Zeichens
dahinter an, die uns bisher nicht gelungen ist. Von der Lösung
dieser Schwierigkeit kann die nächste Förderung des Textes
erwartet werden; daß es einZuschlag bei der Steuer ist, nehme auch
ich nicht an, glaube vielmehr, indem ich an der Lesung . . . κα]-
ταβεβληκότων (nicht -τας) festhalte, daß der ganze Passus noch
unverstanden ist. Wilckens Lesung in Z. 16 Ä oder Δ scheint
mir sogar, Amrglichen mit Ä in Z. 15, gegen seine das 'p vollkommen
beiseite setzende Auffassung von der Rolle der έξηκοστή zu sprechen.

— Daß der einheitliche Steuersatz ein starker Anstoß ist, muß ich
Wilcken zugeben, obwohl man sagen könnte, eine gute Durch-
schnittssumme sparte viel Schreiberei und Listen. Lbrigens kann
man in gewisser Weise das Bedenken auch gegen Wilckens These
erheben, wenn man an die έπιμαστίδια τέκνα des Pseudo-Aristeas
§27 (clie Stelle oben abgedruckt) denkt. Sie scheint ja zunächst
die Wilcken sche Möglichkeit zu stützen, aber wer weiß, wie
weit die fromme Lüge zum mehreren Lobe des Philaclelphos da
geht. Steckt historisch nur dies clarin, daß aucli Frauen und Kinder
unter den αίχμάλωτα waren, so gilt der obige Einwand aucli gegen
Wilcken, trotz cler κληροΰχοι etc. — Daß die Sklaven erst unter
Philadelphos statt unter Soter als Steuerobjekt dem Staat nutzbar
gemacht wurden, ist gewiß auffallend, aber schließlich, da die

1 Wilckens Lesungen sincl zu den einzelnen Stellen mitgeteilt und
besprochen.
 
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