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Hermann Stoeckius:
jener schon gehabt habe, den er in Gegenwart vieler Kardinäle
und seiner eigenen dem Papste offenbart habe, der ihn ermahnt
habe, auszuharren. Wenn er also jetzt nach Empfang so vieler
Gaben solche Undankbarkeit gegen die göttliche Majestät an den
Tag iege, und wenn er ferner die Gelübde, die er dem Herrn
abgelegt habe, dadurch verleugne, daß er einen so gefährlichen
und ihnen entgegengesetzten Weg eingeschlagen habe, so werde
er durch solche Handlungsweise nicht nur die göttliche Majestät
tief beleidigen, sondern auch sein eigenes und seiner Eltern
Seelenheil schwer gefährden. Er seinerseits fürchde sehr, daß
es nicht nur dem Ottaviano infolge seiner Taten übel ergehe,
sondern daß auch Gefahr sei, die göttliche Gerechtigkeit benutze
ihn als Werkzeug, um sie (die Eltern) zu betrüben und schon in
diesem Leben zu quälen. Da er auf keinen Fall möchte, daß dies
geschehe, so ermahne er ihn und seine Frau, sie möchten zunächst
in ihrem Innern Reue über den Schaden empfinden, den sie jener
armen Seele zugefügt hätten, dann auch ihre Sünde beichten und
schließlich darnach trachten, ihren Sohn zur Gesellschaft zurück-
zuführen. Wolle er sich trotzdem nicht bessern, so werde sich das
Schriftwort erfüllen: sein Blut komme über ihn (Math. XXIII, 35
und XXVII, 25); darum bitte er den Herrn, dies nicht zu erlauben,
vielmehr wolle er durch seine Gnade ihm die Augen öffnen, und
ihm soviel Licht und Kraft verleihen, daß er seinen bösen Willen
besiegen und für ihn büßen, durch sein gutes Beispiel und seine
Umkehr aber solche Erbauung geben könne, wie erÄrgernis ge-
geben habe durch seine Abreise und seine schlechte Führung
außerhalb der Gesellschaft.
Acciö, so heißt es in einer Nachschrift, V. Sria. non pensi che
le cose scritte si dicano per lo bisogno che ha la Compagnia d’Otta-
uio, o desiderio che stia fra noi, se non solamente perche lui salui
l’anima sua et il signore Iddio non sia offesso da lui, poträ pro-
curare che Iui entri nella religione di Sto. Benedetto
o in qualunche altra religione osseruante, perche per
questa gli prometto che tutti ne saremo contentissimi,
et del canto mio piü, che se tornasse alla Compagnia
nostra.
Weit entfernt von diesem Wunsclie ruhten vielmehr die Eltern
nicht, für ihren Sohn die Lösung von den Gelübden zu betreiben.
Lassen sich auch die nächsten Schritte des Elternhauses aus
Mangel an Nachrichten für den Zeitraum vom 1. Januar 1557
Hermann Stoeckius:
jener schon gehabt habe, den er in Gegenwart vieler Kardinäle
und seiner eigenen dem Papste offenbart habe, der ihn ermahnt
habe, auszuharren. Wenn er also jetzt nach Empfang so vieler
Gaben solche Undankbarkeit gegen die göttliche Majestät an den
Tag iege, und wenn er ferner die Gelübde, die er dem Herrn
abgelegt habe, dadurch verleugne, daß er einen so gefährlichen
und ihnen entgegengesetzten Weg eingeschlagen habe, so werde
er durch solche Handlungsweise nicht nur die göttliche Majestät
tief beleidigen, sondern auch sein eigenes und seiner Eltern
Seelenheil schwer gefährden. Er seinerseits fürchde sehr, daß
es nicht nur dem Ottaviano infolge seiner Taten übel ergehe,
sondern daß auch Gefahr sei, die göttliche Gerechtigkeit benutze
ihn als Werkzeug, um sie (die Eltern) zu betrüben und schon in
diesem Leben zu quälen. Da er auf keinen Fall möchte, daß dies
geschehe, so ermahne er ihn und seine Frau, sie möchten zunächst
in ihrem Innern Reue über den Schaden empfinden, den sie jener
armen Seele zugefügt hätten, dann auch ihre Sünde beichten und
schließlich darnach trachten, ihren Sohn zur Gesellschaft zurück-
zuführen. Wolle er sich trotzdem nicht bessern, so werde sich das
Schriftwort erfüllen: sein Blut komme über ihn (Math. XXIII, 35
und XXVII, 25); darum bitte er den Herrn, dies nicht zu erlauben,
vielmehr wolle er durch seine Gnade ihm die Augen öffnen, und
ihm soviel Licht und Kraft verleihen, daß er seinen bösen Willen
besiegen und für ihn büßen, durch sein gutes Beispiel und seine
Umkehr aber solche Erbauung geben könne, wie erÄrgernis ge-
geben habe durch seine Abreise und seine schlechte Führung
außerhalb der Gesellschaft.
Acciö, so heißt es in einer Nachschrift, V. Sria. non pensi che
le cose scritte si dicano per lo bisogno che ha la Compagnia d’Otta-
uio, o desiderio che stia fra noi, se non solamente perche lui salui
l’anima sua et il signore Iddio non sia offesso da lui, poträ pro-
curare che Iui entri nella religione di Sto. Benedetto
o in qualunche altra religione osseruante, perche per
questa gli prometto che tutti ne saremo contentissimi,
et del canto mio piü, che se tornasse alla Compagnia
nostra.
Weit entfernt von diesem Wunsclie ruhten vielmehr die Eltern
nicht, für ihren Sohn die Lösung von den Gelübden zu betreiben.
Lassen sich auch die nächsten Schritte des Elternhauses aus
Mangel an Nachrichten für den Zeitraum vom 1. Januar 1557