Die Isisweihe bei Apuleius und verwandte Initiations-Riten.
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ten und inferi, elementa und superi ungeschädigt scliauen. So wird
er, durch alle kosmischen Sphären dringend, der kosmischen All-
herrscherin Isis ähnlich, so wird er vergottet. In diesem Zusam-
menhang befremdet es nicht, daß sowohl in dem heiligen Text
XI 23 wie in dem Gebet XI 25 inferi und superi genannt werden:
sie sind Repräsentanten der Unterwelt und der Oberwelt, aber
in beiden Sphären herrscht Isis, dort als regina manium (XI 5),
hier als regina caeli (XI 2).
Es fragt sich, ob und inwiefern der zweite Akt der Weihe,
die Fahrt durch die Elemente, einer kosmischen Bedeutung der
ganzen Initiation entspricht, de Jong hat auch hier zunächst
die Hypothesen du Prels (Wasser- und Feuerproben, Levita-
tionen) geprüft, um sie schließlich durch die Meinung zu korri-
gieren, daß es sich zwar um okkulte Phänomene, aber mehr um
eine visionäre Schau von Elementargeistern handle, „durch deren
Gewimmel er (der Myste) in jener mystischen Ekstase hindurch-
gefahren sei“1. Daß in diesem Isiskult die Elemente als Gott-
heiten vorgestellt werden, ist in der Tat nicht nur von vornherein
glaublich2, sondern wird auch durch die Gebetsworte in XI 25
nahegelegt: gaudent numina, seruiunt elementa; Verbum und
Parallelismus bezeugen hier die persönliche Auffassung. Auf
Feuerordale und Wasserproben dagegen weist nichts in unserem
Text; was oben über ähnliche Vermutungen zu accessi confinium
mortis gesagt ist, gilt in gleichem Maß von der Fahrt durch die
Elemente. Hier wie dort ist aber auch der Gedanke an ein lediglich
inneres Erlebnis abzuweisen; allerdings wird hier noch mehr wie
dort zu erwägen sein, ob nicht Ekstase oder ein verwandter psychi-
scher Zustand der heiligen Handlung tiefere Bedeutung gab, etwa
bloßes Wandeln dem Mysten als uehi erscheinen ließ, so daß er mit
Parsifal sagen konnte: „ich schreite kaum, doch wähn’ ich mich
schon weit.“ Daß es sich aber auch hier um einen kultischen Akt
handelte und nicht nur um einen subjektiven Vorgang, das wird
durch die Verbindung von per omnia uectus elementa — remeaui
sicher gestellt. Die Rückkehr aus Proserpinas Reich vollzieht sich
1 de Jong 309 im Anschluß an E. Schure, Les grands Inities 437ff.
Ygl. auch de Jong 271 ff.
2 Vgl. Diels, Elementum; Deissmann, Encyclopaedia Biblica Art.
‘elements’; Pfister, Philologus 69, 410ff. und meine Ausführungen: Die
Geisterwelt im Glauben des Paulus 227 ff.; Kommentar zu den Kleinen Pau-
lusbriefen 78 f.
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ten und inferi, elementa und superi ungeschädigt scliauen. So wird
er, durch alle kosmischen Sphären dringend, der kosmischen All-
herrscherin Isis ähnlich, so wird er vergottet. In diesem Zusam-
menhang befremdet es nicht, daß sowohl in dem heiligen Text
XI 23 wie in dem Gebet XI 25 inferi und superi genannt werden:
sie sind Repräsentanten der Unterwelt und der Oberwelt, aber
in beiden Sphären herrscht Isis, dort als regina manium (XI 5),
hier als regina caeli (XI 2).
Es fragt sich, ob und inwiefern der zweite Akt der Weihe,
die Fahrt durch die Elemente, einer kosmischen Bedeutung der
ganzen Initiation entspricht, de Jong hat auch hier zunächst
die Hypothesen du Prels (Wasser- und Feuerproben, Levita-
tionen) geprüft, um sie schließlich durch die Meinung zu korri-
gieren, daß es sich zwar um okkulte Phänomene, aber mehr um
eine visionäre Schau von Elementargeistern handle, „durch deren
Gewimmel er (der Myste) in jener mystischen Ekstase hindurch-
gefahren sei“1. Daß in diesem Isiskult die Elemente als Gott-
heiten vorgestellt werden, ist in der Tat nicht nur von vornherein
glaublich2, sondern wird auch durch die Gebetsworte in XI 25
nahegelegt: gaudent numina, seruiunt elementa; Verbum und
Parallelismus bezeugen hier die persönliche Auffassung. Auf
Feuerordale und Wasserproben dagegen weist nichts in unserem
Text; was oben über ähnliche Vermutungen zu accessi confinium
mortis gesagt ist, gilt in gleichem Maß von der Fahrt durch die
Elemente. Hier wie dort ist aber auch der Gedanke an ein lediglich
inneres Erlebnis abzuweisen; allerdings wird hier noch mehr wie
dort zu erwägen sein, ob nicht Ekstase oder ein verwandter psychi-
scher Zustand der heiligen Handlung tiefere Bedeutung gab, etwa
bloßes Wandeln dem Mysten als uehi erscheinen ließ, so daß er mit
Parsifal sagen konnte: „ich schreite kaum, doch wähn’ ich mich
schon weit.“ Daß es sich aber auch hier um einen kultischen Akt
handelte und nicht nur um einen subjektiven Vorgang, das wird
durch die Verbindung von per omnia uectus elementa — remeaui
sicher gestellt. Die Rückkehr aus Proserpinas Reich vollzieht sich
1 de Jong 309 im Anschluß an E. Schure, Les grands Inities 437ff.
Ygl. auch de Jong 271 ff.
2 Vgl. Diels, Elementum; Deissmann, Encyclopaedia Biblica Art.
‘elements’; Pfister, Philologus 69, 410ff. und meine Ausführungen: Die
Geisterwelt im Glauben des Paulus 227 ff.; Kommentar zu den Kleinen Pau-
lusbriefen 78 f.