Metadaten

Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 8. Abhandlung): Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1917

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37641#0003
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
I.

1. In letzter Zeit ist über die Entstehungsgeschichte und
morphologische Beschaffenheit des italischen Imperfekts auf
-fäm, lat. -bam in Formen wie osk. fufans 'erant’ (auf dem
Cipp. Abeil. 10), lat. amäbam, agebam, audiebam usw. eine leb-
hafte Erörterung geführt worden, ohne daß man bis jetzt zu
einer Einigung der sich einander widersprechenden Ansichten
gekommen wäre. Seit alters pflegt man im lat. Imperfektum
eine Zusammensetzung mit einem alten „Hilfsverbum“ zu er-
kennen, und es gilt auch heute noch für ausgemacht, daß die
„Endung“ lat. -bam, osk. (und ital.) *-fäm nahe mit lat. fuarn
verwandt sei: es handle sich um ein einst selbständiges Ver-
bum, und zwar um die italische Fortsetzung eines idg. Aorists
-*bhuäm „ich war“ zur bekannten Basis *bheuä- „werden, sein“,
der in ir. ba „ich war“, in lit. buvo „er war“ aus *bhuuät, und in abg.
3. Plur. des Kondit. bq, aus *bhuänt noch tatsächlich vorliegt1.
Die neuerdings geäußerten Zweifel betreffen daher sämtlich nicht
diese Erklärung der Endung, sondern sie richten sich vielmehr
gegen die morphologische Struktur und die sprachgeschichtliche
Einordnung des ersten Kompositionsglieds: man weiß immer
weniger, als was man diese Wortstücke vor dem Suffix ital. -fäm, lat.
-bam ansehen soll. So bezeichnet denn Brugmann Grdr.2II,3, 506
in seiner letzten zusammenfassenden Darstellung dieses Problems
(1916) „die ursprüngliche Natur des dem. Hilfsverbum voraus-
gehenden verbalen Nomens“ als unaufgeklärt.
2. Vor allem hat Sommer in den Krit. Erl. zu seiner Lat.
Laut- u. Flexionsl.2 S. 140ff. (1914) sehr beachtenswerte Bedenken
und Einwände gegen die Kompositionstheorie vorgebracht, Ein-
wände, deren Widerlegung oder Entkräftung auch Walde in seiner
kürzlich erschienenen Skizze der lat. Sprache in der Gesell, d. idg.
Sprach- u. Altertumsk. lirsg. von Brugmann und Bartholomae,
II, 1, 214 (1916) m. A. nicht gelungen ist. Sommer weist a. a. 0.
1 Verfehlt v. Planta Gr. II, 315.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften