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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 8. Abhandlung): Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37641#0009
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Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts.

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tionsgliedes als ,,infinitivartiges Nomen“, als eines erstarrten Kasus
oder dergl. (s. o. § 2 und 3) sich als unhaltbar erweist, so bleibt
mir nur übrig, zu unserem oben gewonnenen Resultat (§5) zurück-
zukehren und bei einem neuen Deutungsversuch von der Voraus-
setzung auszugehen, daß es sich beim italischen Imperfekt gar
nicht um eine durchaus neue periphrastische Bildung,
wohl aber um eine in gemeinitalischer Zeit eingetretene
Umbiegung und Umschmelzung einer älteren, schon
idg. Form handeln müsse, worin uns insbesondere auch die Er-
wägung bestärkt, daß sichere periphrastische Neubildungen des
Latein keine „Erstarrung“ oder „Univerbierung“ zeigen. Somit
erheben sich uns von diesem Standpunkt, den meines Wissens
noch niemand vertreten hat, folgende drei Grundfragen der Unter-
suchung:
1. Was war die vorausliegende idg. Form, die zum späteren
ital. Imperfekt umgestaltet wurde ?
2. Warum trat in gemeinitalischer Zeit diese Umbildung ein ?
3. In welcher Weise erfolgte die Umprägung der alt-idg. Form ?
10. Eine Antwort auf die erste dieser drei Grundfragen kann
uns einzig der Versuch bringen, ein entsprechendes Wortstück, wie
es dem ital. *-fäm vorausgeht, in anderen idg. Sprachen nachzu-
weisen und wiederzuerkennen. Dabei aber wollen wir das abg.
Imperfekt (veze-acho, vgl. lat. vehe-bam) zunächst ganz beiseite
lassen; denn dies ist selber eine recht unklare, der Erklärung sehr
bedürftige Form, und man kann mit einem unbekannten y nicht
ohne weiteres ein unbekanntes x erklären (s. u. § 40 f.).
Natürlich müssen wir ferner vorzugsweise von lat. Imper-
fekten der 3. Konjugation ausgehen, und zwar deshalb, weil allein
hier der dem öam-Suffix vorausgehende Wortteil nicht mit
dem allgemeinen Verbalstamm übereinstimmt: lege-bam : legere
gegen amä-bam : amäre, mone-bam : monere, audi-bam (neben audie-
bam) : audlre. Denn es ist ein erprobter sprachwissenschaftlicher
Grundsatz, das Ältere und Ursprünglichere in den Fällen zu sehen,
in denen die „Regelmäßigkeit“ noch nicht durchgeführt ist.
11. Wo also begegnet, so haben wir uns zu fragen, in anderen
idg. Sprachen, womöglich in näherstehenden, ein ähnlicher e-
Stamm als Tempuselement, als „Stamm“ eines Tempus der Ver-
gangenheit ? Man beachte wohl, es handelt sich nicht darum, ob
 
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