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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 8. Abhandlung): Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37641#0017
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Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts.

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unmittelbar an den Verbalstamm trat, durch die Tat-
sache erweisen und damit allen „prinzipiellen“ und „theoreti-
schen“ Bedenken in dieser Hinsicht zuvorkommen.
19. Im britischen Sprachzweige des Inselkeltischen begeg-
nen nämlich verbale Zusammensetzungen mit der Kopula, auf
die Pedersen Vgl. Gr. d. kelt. Spr. II, 446ff., § 648 hinweist,
und zwar handelt es sich in der Hauptsache um Komposita aus
Verbalstämmen mit Abkömmlingen von idg. *bheuä- „werden,
sein“, wozu ja auch unser ital. -*/äm gehört. So heißt z.B. im
Mcymr. das iterative Präsens und Futur zu gwybot „wissen, er-
fahren“ :
Sing. 1. gwy-bydaf. Plur. 1.
2. gwy-bydy. 2. gwy-bydwch.
3. gwy-byd (poet. gwy-bi). 3. gwy-bydant.
Pass, gwy-bydir, vgl. Strachan Introduction to Early Welsh 94,
Morris Jones A Welsh Gr. 354. gwy- ist die cymr. Fortsetzung
des idg. *ueid-, *uid- in lat. vidi, gr. oISoc, got. witan usw.; an
diesen Stamm trat also unmittelbar das Hilfsverbum cymr. byddaf,
das, aus *bh(u)iiö entwickelt, mit lat. flo1 engstens verwandt ist.
Da entsprechende Formen im Cornischen und Bretonischen be-
gegnen (corn. 3. sg. goth-vyth, a wovytln, 2. pl. goth-vedough, Ipf.
3. sg. goth-jythy usw., mbret. 1. sg. Präs, gouezafj, 2. pl. gouz-
uezet usw., s. weiteres bei Pedersen a. a. 0.), so kann das Alter
dieser Bildung nicht zweifelhaft sein. Ähnlich lautet zu mcymr.
adwaen „ich kenne, erkenne“ das Präs. cons. und 1. sg. Fut. adna-
bydaf : adna- aber ist aus *ati-gna- zu deuten und stellt sich zu
der bekannten Basis *gnö- in lat. nösco, gr. ytyvcoaxco usw. Zur
weitverbreiteten Wurzel *kleu- „hören“ in gr. xXuoo, lat. inclutus
usw. gehört der mcymr. Infinitiv cly-bot. Im Cornischen finden
sich weitere Belege solcher Zusammensetzung in Formen wie
Präs. 3. sg. clew-vyth, cleu-fyth, 1. sg. Konj. clew-fyf usw. Weitere
Belege bei Pedersen Vgl. kelt. Gr. II, 446ff. Nur mag noch
erwähnt sein, daß im Mcymr. das Präteritum Passivi mit dem Ver-
bum „sein“ bisweilen zusammengesetzt erscheint: „Das Verbum
'sein’ hat in diesem Falle die Form -pwyt (Prät. Pass.), und davor
steht ein nackter Verbalstamm2 (Pedersen a. a. 0. 393,
§ 623 Anm. 4), so gwassanaeth-pwyt „wurde gedient“, gwan-pwyt
1 Über dessen l vgl. Sommer Erl. 160, §134.
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Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., pliilos.-hist. Kl. 1917. 8. Abh.

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