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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1917, 8. Abhandlung): Zur Herkunft und Bildung des italischen Imperfekts: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.37641#0026
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26

Hermann Güntert:

-/- geworden sei; ist dies der Fall, dann würde sich jenes inter-
vokalische -/- mit Leichtigkeit aus diesen Vorbildern erklären.
Nun räumt sogar Thurneysen Handb. 72 ein, daß stimmhafte
Spiranten hinter stimmlosen Lauten stimmlos geworden seien
— eine phonetisch so einfache Erscheinung! —, wenn auch in der
handschriftlichen Überlieferung Schwankungen herrschen, z. B.
macthi „kindlich“ statt der sonstigen Suffixform -de (d. h. -§e).
Gehen wir von diesem Gesichtspunkt an das Material, dessen
Sammlung wir Kieckers IF 27, 325ff. verdanken, so überrascht
uns geradezu die Fülle von Formen, in denen sich -/- so verstehen
läßt; ich greife willkürlich heraus: •icfid, •icfed, •icfimmis von con-
-icc ,,er kam“, •iccfa, -ticfea -icfed, -icfitis usw. von do-icc „kommt“,
rithfiter von roithid „treibt an“, slechfait von slechtaid „beugt sich“,
-beithfed (Hs. beitfed) zu arbiatha „ernährt“, delcfam von condelga
„vergleicht“, atluchfam von atluchethar buidi „dankt“, gaitfither
von do-gaitha „täuscht“, nertfidir von nertaid „ermutigt“, -nitfea
von jo • niti „verspottet“, -lüaithfider von lücithaid „bewegt“, • aichfer,
•aichfetar usw. von -dgathar „fürchtet sich“, leicfidir, leicfimme
usw. von leicid „läßt“, iccfe, iccfidir usw. von iccaid „heilt“, cret-
fed, cretfes usw. von cretid „glaubt“, •sechfider, seichfed von sechidir
„folgt“, •tucfa, -tuccfither von do-ucci „versteht“, bldicfithir von
bläigidir „wird fahl“: in all diesen Fällen scheint -/- lautgesetzlich
aus -b- wegen seiner Stellung nach stimmlosem Konsonanten ent-
wickelt. Ebenso begegnet in schwachbetonten Silben stets -/-,
wenn ein Konsonant vorausgeht (Belege bei Kieckers a. a. 0.
330 f.). So wenig ich mir anmaßen will, das schwierige Problem.,
das mit unserer Aufgabe ja nicht unmittelbar zusammenhängt,
hier endgültig zu lösen, so zeigt doch die Menge der Beispiele, wie
leicht -/- sich von ihnen aus verallgemeinern konnte, wobei ich die
Stellung nach Nasal und Liquida nicht einmal berücksichtigt
habe. Nun aber lehrt Thurneysen Handb. 73, daß in den Mai-
länder Glossen sich gelegentlich ein silbenanlautendes, leniertes
-b- sogar hinter stimmhaften Konsonanten zu -/- entwickelt zeige:
also kann man nicht einmal Fälle wie du-lugfa Ml. 58 c 18 als auf-
fallend bezeichnen. Da weiter in einigen der hierher gehörigen
.Formen in der handschriftlichen Überlieferung auch noch ein
Schwanken zwischen b- und /-Formen bei ein und demselben Ver-
bum bezeugt ist (so z. B. -nesbe und -nesfea zu di-nessa „verachtet“,
soirbed und soirfed von soiraid „befreit“, -tucfa und -ucbaid von
do-ucci „versteht“, so erhebt sich wenigstens für mich die An-
 
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