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Domaszewski, Alfred; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1918, 13. Abhandlung): Die Personennamen bei den Scriptores historiae Augustae — Heidelberg, 1918

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https://doi.org/10.11588/diglit.37675#0008
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8

Α. νοι\τ Domaszewski:

Woher er überhaupt von den triginta tyranni Athens Kenntnis
hatte, zeigt ein mißbrauchter Name. 18, 62, 1 Thrasybulus matlie-
maticus illi amicissimus fuit. Das ist zunächst Sueton. Tib. 14
Thrasyllus mathematicus. Aber woher kannte er den berühmten
Athener ? Er las den Namen in einer Glosse zu Ciceros Philipp.
1, 1, 1 Ieci fundamentum pacis Atheniensiumque renovaoi exemplum.
Denn er verwertet die Stelle 26, 39, 4 amnestia etiam sub eo de-
lictorum publicorum decreta est de exemplo Atheniensium, cuius rei
etiam Tullius1 in Philippicis meminit. Hier fand er den Namen
Thrasybulus erwähnt, das Wort amnestia und die triginta tyranni.
Um nun zu zeigen, wie der Fälscher die Namen von tyranni,
wann immer und wo immer sie gelebt haben mochten, für die
Familienverbindungen seiner tyranni benützt, um nach dem
Grundsatz der historischen Analogie scheinbare Bilder zu er-
zeugen, wähle ich ein bezeichnendes Beispiel.
12, 4, 1 sed ut ad eum redeam, fuit, ut dixi, Albinus Hadrumenti-
nus oriundo, sed nobilis apud suos et originem a Romanis familiis
trahens, Postumiorum scilicet et Albinorum et Ceioniorum2. Quae
familia hodie quoque, Constantine maxime, nobilissima est et per te
aucta et augenda, quae per Gallienum et Gordianos plurimum crevit.
Hic tarnen natus — patre Ceionio Postumo, matre Aurelia Messa-
lina — patris epistula3 4 ad Aelium Bassianum. Die Herkunft des
Albinus aus HadrumetunP kennt nur der Fälscher. Demnach
kannte er die Stadt und ihre Lage in Afrika aus seinem Laterculus
provinciarum5: Byzacium, in quo est Hadrumentum. Diese Ent-
deckung wurde für ihn zu einer wahren Goldgrube zahlloser Er-
findungen.
Für die Namen bot ihm, wie in zahlreichen anderen Fällen6,
die Liste der von Septimius Severus getöteten Senatoren 10, 13,
1 — 7 eine nicht minder reiche Fundgrube. Diese Namen hatten
1 Tullius 10,21,2. 18,62,3. 20,7,1. 25,2,5. Marcus Tullius 23,20,1.
24, 8, 2. 27, 13, 4. 28, 2, 3. Das heißt, er hatte keine Vorstellung von der
Bedeutung der Namensteile.
2 Mit Recht weist Peter, Die Scriptores S. 31, auf die Ceionii der Con-
stantinischen Zeit hin. Er las also in jener Fortsetzung seiner Vorlage den
Namen.
3 Über diesen Brief vgl. unten S. 62.
4 Dessau, Wochenschr. f. kl. Phil. 1918, 31 f.
5 Heidelb. Sitzb. 1916, 15, 4f.
6 Vgl. Nonia Geisa S. 6.
 
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