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A. von Domaszewski :
der Kaiser eine Perücke trug. Wie kommt er also zu dem Apollini-
schen Beinamen ? Es ist ein Spottname, mit welchem die Alexan-
driner den Kahlkopf verhöhnten. Auf eine solche Ungebühr deutet
Dio Ghrysostomus 1, 421, 5 ed. Dind. καί πόσω κρεΐττον μιμεΐσ-
Eat, τον νυν άρχοντα παί,δεία. καί λόγω προσέχοντα. Deutlicher konnte
er nicht werden, ohne selbst zu beleidigen. Die Ptolemäer
leben fort in der Geschichte unter ihren Schimpfnamen. Den
römischen Kaisern erging es nicht besser. Vespasian nannten
die Alexandriner gleich Ptolemaeus XIII Ινυβιοσάκτης und beleg-
ten ihn noch mit anderen Schimpfnamen, Dio 66, 8, 2. Der treff-
liche Pius hieß ihnen κυμι,νοπρίστης Dio 70,3. Iulian, Caesares
S. 401,3 H. Iulia Domna nannten sie Iocaste, Herodian 4,9,3
und verhöhnten in gleicher Weise Caracalla. Valerian heißt in der
Epitome 32 Colobius. Der schlaffe1 Kaiser trug das bequeme Colo-
bium2, statt des Paludamentum oder der Toga. Dem Fälscher blieb
es Vorbehalten, nach seiner Theorie von der Vererbung geistiger
Eigenschaften diesen Ulpius Grinitus zu einem Nachkommen des
Kaisers zu machen3 — Maecius Brundisinus. Maecius nach einer
Erfindung in der Vita Gordiani4; Brundisinus nach Pacuvius
Brundisinus Sueton. Reliq. p. 36 — Fulvius Boius. Auf den Ge-
danken, diese Namen zu verbinden, geriet er durch die Groß-
eltern des Kaisers Pius 3, 1, 2 avus Titus Aurelius Fulvus5 4 Ανία
materna Boionia Procilla. Aber eine solche Freiheit, aus einer
Boionia einen Boius zu zeugen, hätte er sich nie genommen.
Um zu erkennen, woher dieser Boius stammt, muß man von
der Verleihung der dona militaria an Probus ausgehen.
28, 5, 1 In contione donatus est hastis puris quattuor, coronis
vallaribus duabus, corona civica una, vexillis puris quattuor, armillis
1 Vgl. u. S. 57.
2 Cod. Theod. 14, 10, 1 Sed chlamydis terrore deposito quieta coloborum
ac paenularum induat vestimenta.
3 26, 10, 2f. 4 S. 82. 107.
5 Erst sein Enkel der Kaiser heißt Titus Aurelius Fulvus Boionius
Arrius Antoninus, hat also das Gentile der Großmutter schon besessen, ehe
er den Namen des Großvaters, Arrius Antoninus, dazu annahm. Er hat
demnach seine Großmutter Boionia Procilla beerbt. Das beweist die Inschrift
Dessau irscr. sei. 7383 dispensator Boioniae Procillae et Aureli Fulvi. Diebei-
den hatten kein gemeinsames Vermögen. Sondern der dispensator hat zu-
erst das Vermögen der Frau verwaltet, und als es nach ihrem Tode an den
Enkel fiel, für den Enkel. Vita 1, 9 multorum adfinium hereditate ditatus est.
Vgl. Mommsen, Kl. Sehr. 4, 399.
A. von Domaszewski :
der Kaiser eine Perücke trug. Wie kommt er also zu dem Apollini-
schen Beinamen ? Es ist ein Spottname, mit welchem die Alexan-
driner den Kahlkopf verhöhnten. Auf eine solche Ungebühr deutet
Dio Ghrysostomus 1, 421, 5 ed. Dind. καί πόσω κρεΐττον μιμεΐσ-
Eat, τον νυν άρχοντα παί,δεία. καί λόγω προσέχοντα. Deutlicher konnte
er nicht werden, ohne selbst zu beleidigen. Die Ptolemäer
leben fort in der Geschichte unter ihren Schimpfnamen. Den
römischen Kaisern erging es nicht besser. Vespasian nannten
die Alexandriner gleich Ptolemaeus XIII Ινυβιοσάκτης und beleg-
ten ihn noch mit anderen Schimpfnamen, Dio 66, 8, 2. Der treff-
liche Pius hieß ihnen κυμι,νοπρίστης Dio 70,3. Iulian, Caesares
S. 401,3 H. Iulia Domna nannten sie Iocaste, Herodian 4,9,3
und verhöhnten in gleicher Weise Caracalla. Valerian heißt in der
Epitome 32 Colobius. Der schlaffe1 Kaiser trug das bequeme Colo-
bium2, statt des Paludamentum oder der Toga. Dem Fälscher blieb
es Vorbehalten, nach seiner Theorie von der Vererbung geistiger
Eigenschaften diesen Ulpius Grinitus zu einem Nachkommen des
Kaisers zu machen3 — Maecius Brundisinus. Maecius nach einer
Erfindung in der Vita Gordiani4; Brundisinus nach Pacuvius
Brundisinus Sueton. Reliq. p. 36 — Fulvius Boius. Auf den Ge-
danken, diese Namen zu verbinden, geriet er durch die Groß-
eltern des Kaisers Pius 3, 1, 2 avus Titus Aurelius Fulvus5 4 Ανία
materna Boionia Procilla. Aber eine solche Freiheit, aus einer
Boionia einen Boius zu zeugen, hätte er sich nie genommen.
Um zu erkennen, woher dieser Boius stammt, muß man von
der Verleihung der dona militaria an Probus ausgehen.
28, 5, 1 In contione donatus est hastis puris quattuor, coronis
vallaribus duabus, corona civica una, vexillis puris quattuor, armillis
1 Vgl. u. S. 57.
2 Cod. Theod. 14, 10, 1 Sed chlamydis terrore deposito quieta coloborum
ac paenularum induat vestimenta.
3 26, 10, 2f. 4 S. 82. 107.
5 Erst sein Enkel der Kaiser heißt Titus Aurelius Fulvus Boionius
Arrius Antoninus, hat also das Gentile der Großmutter schon besessen, ehe
er den Namen des Großvaters, Arrius Antoninus, dazu annahm. Er hat
demnach seine Großmutter Boionia Procilla beerbt. Das beweist die Inschrift
Dessau irscr. sei. 7383 dispensator Boioniae Procillae et Aureli Fulvi. Diebei-
den hatten kein gemeinsames Vermögen. Sondern der dispensator hat zu-
erst das Vermögen der Frau verwaltet, und als es nach ihrem Tode an den
Enkel fiel, für den Enkel. Vita 1, 9 multorum adfinium hereditate ditatus est.
Vgl. Mommsen, Kl. Sehr. 4, 399.