Metadaten

Koch, Hugo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 22. Abhandlung): Kallist und Tertullian: ein Beitrag zur Geschichte der altchristlichen Bußstreitigkeiten und des römischen Primats — Heidelberg, 1920

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37699#0025
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kall ist und Tertullian.

21

cletum disciplinae enormitate digamos foris sistimus. Eundem
limitem liminis moechis quoque et fornicatoribus figimus
jejunas pacis lacrimas profusuris nec amplius ab ecclesia quam
publicationem dedecoris relaturis.
3,5: Adsistit enim (sc. paenitentia) pro foribus ejus (sc.
ecclesiae) et de notae suae exemplo ceteros admonet et lacrimas
fratrum sibi quoque advocat et redit plus utique negotiata, com-
passionem scilicet quam communicationem.
4, 4f.: Penes nos occultae quoque conjunctiones, id est non
prius apud ecclesiam professae, juxta moechiam et forni-
cationem judicari periclitantur, ne inde consertae nuptiae obtentu
matrimonii crimen eludant. Reliquas autem libidinum furias
impias et in corpora et in sexus ultra jura naturae non modo
limine, verum omni ecclesiae tecto submovemus, quia
non sunt delicta, sed monstra.
Das montanistische Bußverfahren unterscheidet also drei
Gattungen von Sünden und hat für jede davon eine andere Behänd-
lung: 1. Die delicta cotidianae incursionis, leviora delicta, delicta
mediocria, modica delicta. Sie können nach geleisteter Buße
vom Bischof nachgelassen werden. 2. Die delicta graviora et
exitiosa, delicta majora et inremissibilia, culmen criminum, delicta
maxima aut summa. Diese werden mit Ausschluß bestraft; die
betreffenden Sünder werden zwar zu der vor der Kirchenschwelle
zu leistenden Buße zugelassen (limitem liminis figimus, foris
sistimus, adsistit pro foribus), aber die „pax“ wird ihnen ver-
weigert, die „venia“ Gott anheimgestellt. 3. Die „monstra“, die
widernatürlichen geschlechtlichen Sünden. Diese werden mit völ-
ligem Ausschluß bestraft; die betreffenden Sünder werden nicht
bloß vom „limen“, sondern auch vom „tectum ecclesiae“ ausge-
wiesen und nicht einmal zur Bußleistung zugelassen.
Nicht ganz klar ist die Behandlung der ersten Gattung von
Sünden. Aus der Behandlung der zweiten und dritten Gattung
möchte man schließen, daß die leichteren, vom Bischof vergeb-
baren Sünden in der Kirche selber, nicht vor dem limen, abgebüßt
worden seien. In der Tat läßt sie Tertullian 7, 20ff. „statim“,
„ibidem“, wo sie entdeckt wurden, nämlich „intra domum Bei“,
gesühnt werden, im Unterschied von Ehebruch und Unzucht, die
den Ausschluß aus der Kirche (de ecclesia expellitur), d. h. die
Verweisung vor das limen der Kirche (4, 5) zur Folge haben. Und
13, 7 sagt er von seinem Gegner, daß er „die Buße des Unzüchtigen
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften