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Koch, Hugo; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1919, 22. Abhandlung): Kallist und Tertullian: ein Beitrag zur Geschichte der altchristlichen Bußstreitigkeiten und des römischen Primats — Heidelberg, 1920

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https://doi.org/10.11588/diglit.37699#0075
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Kallist und Tertullian.

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Stücken: in der gegenseitigen Gemeinschaft des Friedens, der
gegenseitigen Benennung „Bruderschaft“ und der gegenseitigen
Gastlichkeit, und diese gründen sich auf die Einheit der Lehr-
überlieferung. (Vgl. auch Apol. c. 39: Corpus sumus de conscientia
religionis et disciplinae unitate et spei foedere).
Was Christus geoffenbart hat, heißt es c. 21 weiter, und die
Apostel gepredigt haben, wird eben durch die von ihnen gegrün-
deten Kirchen bezeugt, da sie diesen zuerst mündlich und dann
auch brieflich gepredigt haben. ,,Si haec ita sunt, constat perinde
omnem doctrinam, quae cum illis ecclesiis apostolicis
matricibus1 et originalibus fidei conspiret, veritati depu-
tandam, id sine dubio tenentem, quod ecclesiae ab apostolis,
apostoli a Christo, Christus a Deo accepit. . . . Communicamus
eum ecclesiis apostolicis, quod nulla doctrina diversa.“
Es ist eine aberwitzige Vorstellung der Ketzer, heißt es c. 22,
daß die Apostel nicht alles gewußt, oder wenn je, nicht wieder
allen alles weitergegeben hätten. Wie sollte denen etwas vorent-
halten worden sein, die der Herr zu Lehrern gesetzt, die er in seiner
vertrauten Umgebung, Jüngerschaft und Tischgemeinschaft hatte,
von denen er sagte, daß es ihnen gegeben sei, Geheimnisse zu
erkennen, die dem Volke verschlossen blieben. „Latuit aliquid
Petrum aedificandae ecclesiae petram dictum, claves
regni caelorum consecutum et solvendi et alligandi in caelis et in
terris potestatem ? Latuit et Joannem aliquid, dilectissimum
Domino2, pectori ejus incubantem . . . ? Quid eos ignorare voluit,
quibus etiam gloriam suam exhibuit et Moysen et Helian et insuper
de caelo patris vocem ? Non quasi ceteros reprobans, sed quoniam
in tribus testibus stabit omne verbum. Ignoraverunt itaque et
illi, quibus post resurrectionem quoque in itinere omnes scripturas
edisserere dignatus est ?“ Freilich hatte Jesus einstmals bemerkt,
er hätte ihnen noch vieles zu sagen, aber sie könnten es jetzt nicht
tragen, aber auch beigefügt, wenn der Geist der Wahrheit komme,
werde der sie in alle Wahrheit einführen (Joh. 16, 13). Dieses
1 Es bezieht sich zwar auf alttestamentliche Verhältnisse, wenn Ter-
tullian Adv. Marc. IV, 35 (II, 254 Oehler) sagt: Hierosolymis esse . . . matri-
cem religionis et fontem, non puteum salutis (Joh. 4, 5ff.), im Gegensatz
zu „Samaria desciverat ab Israele, habens schisma illud ex novem tribubus.1
Aber es hat auch seine Bedeutung für das Christentum: tota enim promissio
tribui Judae Christus fuit.
2 Adv. Marc. IV, 13 ist Petrus der „carissimus discipulorum“. Vgl.
Adam in der Tüb. theol. Quartalschrift, 1912, 203.
 
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