Kaliist und Tertullian.
83
sondern nur eine amtsgleiche Stelle einnehmen. Man vergleiche
noch die Schilderung der römischen Synode 1, 23 ff.: Gum con-
sedissent Miltiades episcopus urbis Romae et Felicius et Maternus
et Marinus episcopi Gallicani etc. His decem et novem con-
sedentibus episcopis causa Donati et Caeciliani in medium missa
est .. . Sufficit ergo et Donatum tot sententiis esse percussum et
Caecilianum tanto judicio esse purgatum. Hier hält kein „Papst“
mit „seinen Bischöfen“ eine Synode, sondern der römische Bischof
sitzt mit seinen Amtsbrüdern zur Beratung und Entscheidung
zusammen. Mit Recht erklärt darum E. Michaud (Rev. internat.
de theolog., 1908, 252): „Son ecclesiologie est precieuse, en ce
sens que, tout en exaltant trop St. Pierre, eile ne reconnait a
Feveque de Rome aucune autorite autre que l’autorite episcopale,
qui meme est moins une autorite qu’un devoir.“ Auch Adam
kommt (Tüb. theol. Quartalschr., 1912, 217) zum Ergebnis: „So
sehr Optatus den Vorrang Petri betont, begründet und beschreibt
er dessen Inhalt doch in keiner Weise anders als Cyprian: die
Einwirkung Petri auf die Kirche geschieht nicht ratione juris-
dictionis, sondern ratione ordinis und darum in der Horizon-
tale, nicht in der Vertikale“1.
Angesichts dieser Zeugnisse aus der afrikanischen Kirche
kann man die Vorstellung, der römische Erlaß sei dem Tertullian
von den karthagischen Katholiken als endgültige und jede Beru-
fung ausschließende Entscheidung entgegengehalten worden und
Tertullian sei nach seiner eigenen Vergangenheit dieser Geltend-
machung gegenüber in Verlegenheit gewesen, nur als böse Zeit-
widrigkeit bezeichnen. Hatte doch kurz vorher der römische
1 Wie wenig Optatus eine römische Entscheidung oder eine fremde
Synodalentscheidung für unbedingt verbindlich erachtet, zeigt sein Urteil
über die Ketzertaufe. Er betrachtet sie (I, 12, p. 14) nach wie vor als
ungültig und läßt nur die Taufe der Schismatiker (Donatisten) gelten. Und
doch kannte er wohl die Entscheidung der Synode von Arles 314 (c. 8), daß
den von Häretikern auf die Trinität Getauften nur die Hand aufgelegt werden
dürfe zum Empfang des hl. Geistes, und die Entscheidung des Konzils von
Nicäa (c. 19), worin nur die Taufe der παυλιανισάντων durchaus verworfen
wurde —- Ernsts Erklärung dieser beiden Kanones (Die Ketzertaufangelegen-
heit in der altchristlichen Kirche nach Cyprian, 1911, 52 ff., und Ztschr. für
kath. Theol., 1903, 759ff.) ist nicht einwandfrei — und aus Cypr. Ep. 74, 1
auch die „Entscheidung“ des Papstes Stephan: Si qui ergo a quacunque
haeresi venient ad vos, nihil innovetur etc. Die Bestimmungen von Arles
und von Nicäa sind bedeutend enger als die Anschauung Stephans. Optatus
aber kümmert sich um keine davon.
6*
83
sondern nur eine amtsgleiche Stelle einnehmen. Man vergleiche
noch die Schilderung der römischen Synode 1, 23 ff.: Gum con-
sedissent Miltiades episcopus urbis Romae et Felicius et Maternus
et Marinus episcopi Gallicani etc. His decem et novem con-
sedentibus episcopis causa Donati et Caeciliani in medium missa
est .. . Sufficit ergo et Donatum tot sententiis esse percussum et
Caecilianum tanto judicio esse purgatum. Hier hält kein „Papst“
mit „seinen Bischöfen“ eine Synode, sondern der römische Bischof
sitzt mit seinen Amtsbrüdern zur Beratung und Entscheidung
zusammen. Mit Recht erklärt darum E. Michaud (Rev. internat.
de theolog., 1908, 252): „Son ecclesiologie est precieuse, en ce
sens que, tout en exaltant trop St. Pierre, eile ne reconnait a
Feveque de Rome aucune autorite autre que l’autorite episcopale,
qui meme est moins une autorite qu’un devoir.“ Auch Adam
kommt (Tüb. theol. Quartalschr., 1912, 217) zum Ergebnis: „So
sehr Optatus den Vorrang Petri betont, begründet und beschreibt
er dessen Inhalt doch in keiner Weise anders als Cyprian: die
Einwirkung Petri auf die Kirche geschieht nicht ratione juris-
dictionis, sondern ratione ordinis und darum in der Horizon-
tale, nicht in der Vertikale“1.
Angesichts dieser Zeugnisse aus der afrikanischen Kirche
kann man die Vorstellung, der römische Erlaß sei dem Tertullian
von den karthagischen Katholiken als endgültige und jede Beru-
fung ausschließende Entscheidung entgegengehalten worden und
Tertullian sei nach seiner eigenen Vergangenheit dieser Geltend-
machung gegenüber in Verlegenheit gewesen, nur als böse Zeit-
widrigkeit bezeichnen. Hatte doch kurz vorher der römische
1 Wie wenig Optatus eine römische Entscheidung oder eine fremde
Synodalentscheidung für unbedingt verbindlich erachtet, zeigt sein Urteil
über die Ketzertaufe. Er betrachtet sie (I, 12, p. 14) nach wie vor als
ungültig und läßt nur die Taufe der Schismatiker (Donatisten) gelten. Und
doch kannte er wohl die Entscheidung der Synode von Arles 314 (c. 8), daß
den von Häretikern auf die Trinität Getauften nur die Hand aufgelegt werden
dürfe zum Empfang des hl. Geistes, und die Entscheidung des Konzils von
Nicäa (c. 19), worin nur die Taufe der παυλιανισάντων durchaus verworfen
wurde —- Ernsts Erklärung dieser beiden Kanones (Die Ketzertaufangelegen-
heit in der altchristlichen Kirche nach Cyprian, 1911, 52 ff., und Ztschr. für
kath. Theol., 1903, 759ff.) ist nicht einwandfrei — und aus Cypr. Ep. 74, 1
auch die „Entscheidung“ des Papstes Stephan: Si qui ergo a quacunque
haeresi venient ad vos, nihil innovetur etc. Die Bestimmungen von Arles
und von Nicäa sind bedeutend enger als die Anschauung Stephans. Optatus
aber kümmert sich um keine davon.
6*