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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1926/27, 1. Abhandlung): Rechtssprachgeographie — Heidelberg, 1926

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https://doi.org/10.11588/diglit.38921#0046
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Frh. y. Künssberg:

dat is also stede, alse he hebbe den litkop gegheuen it ne si also dal
er en den penning weder gheue oder de andere ene weder esche er se
sic vullen scheden.
In Hamburg ist Gottespfennig früher nachzuweisen; beinahe
gleichzeitig in Regensburg. Wir begegnen ihm im Zuge der großen
Handelswege. Der Betrag war schon seinem Namen nach für einen
religiösen Zweck bestimmt, für die Kirche oder für die Armen.
Doch scheint das Wort auch hin und wieder synonym mit Wein-
kauf gebraucht worden zu sein. Z. B. wird in Frankfurt 1380
bestimmt:103
Auch ensullen die undirkouffere keinen winkouff machen hoher
dan um eynen godisheller adir drey heller a.dir vyere, ane geverde.

3. Die Vormund-Gruppe (Deckblatt 10—14).
a) Vormund (Deckblatt 10).
Dieses Wort kommt zuerst in einer Emmeramer Glosse des
10. Jahrhunderts vor (advocatus oramundo, dejensio formuntscaf)x^\
in Urkunden zuerst im 12. Jahrhundert, 1149 und 1152 in Bam-
berg, mit lateinischer Endung (foremundus). In der ersten Hälfte
des 13. Jahrhunderts haben wir Belege aus dem Idohenlohischen
Urkundenbuch (1230), Hildesheim (1230), dem Mühlhäuser Reichs-
rechtsbuch, dem Sachsenspiegel und aus Erfurt. Dann mehren
sich die Belege rasch und reichen noch im 13. Jahrhundert von
Lübeck bis Augsburg und Breslau. Nach und nach verbreitet sich
das Wort beinahe über das ganze Sprachgebiet und wird in der
Schriftsprache herrschend. Es überschreitet sogar die deutschen
Grenzen und dringt in das Dänische (formyndere)105, Schwedische
(förmyndare), Lettische (vermihderis) ein. Das Niederländische
kennt, abgesehen von den friesischen Quellen, Vormund eigentlich
nur aus dem Sachsenspiegel, und auch da wird es durch das sonst
übliche momber verdrängt. Als Mischform beider Wörter begegnet
in Drenthe und Steenwijk vormomber. Dieser Vormomber hat
allerdings als hoojdmomber die Stellung eines Obervormunds, sozu-
103 Frankfurter Amtsurkunden 324. Vgl. Gengler, Stadtrechtsalter-
tümer 466. Gobler, Statutenbuch, S. 87 R. stellt nebeneinander weinkauff
oder gottsheller, das man nennet arram.
104 Ahd. Gl. II, 764.
105 Seit 1408. Kalkar, Ordbog 1, 673.
 
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