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Jänecke, Wilhelm; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 3. Abhandlung): Die drei Streitfragen am Grabmal Theoderichs — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38937#0013
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Die drei Streitfragen am Grabmal Theoderichs.

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abgeschlossen gewirkt. Nicht unwahrscheinlich erscheint es, daß
kurz vor seinem Tode (30. 8. 26) ein Wechsel in der Bauleitung
eintrat; wir hören von zwei Baumeistern, einem (Römer) Aloisius
und einem (Syrer) Daniel. Wenn der letztere der spätere war, so
mag das zwanglos die Veranlassung gegeben haben, statt des einen
Geschosses noch ein oberes zweites zu planen in der Art der syri-
schen mehrgeschossigen Grabtürme, für das Theoderich dann,
ähnlich wie etwa beim kleinen „Grab Absaloms“, einen einzigen
bekrönenden Kuppelstein, der hier riesenhafte Abmessungen haben
mußte, suchte, worüber er dann starb. Die Größe dieses später aus
Istrien geholten Kuppelsteines war dann mitbestimmend für den
kleineren äußeren Umfang des Obergeschosses mit dem Ergebnis
des 1,38 m breiten offenen Umgangs und wohl auch für die gewählte
Kreisform des oberen inneren Grundrisses, weil sich der Biesen-
stein im weit entfernten Steinbruche am leichtesten kreisrund
bearbeiten ließ, während ein Zehneckstein sicher ein ungenaues Auf-
einanderpassen mit den an Ort und Stelle aufgemauerten Zehneck-
seiten zur Folge gehabt hätte. Die oberste Nut im Innern des
Kuppelsteines deutet wohl an, daß man auch bei der Kreisform
beim Versetzen an Ort und Stelle für alle Fälle mit einem kleinen
Spielräume rechnete (s. diese Nut auf der Zeichnung San Gallos
Abb. 6 und auch bei Durm 1906).
Die Ansicht des späteren Mittelalters, der Isabelle mit Be-
ziehung auf Domenico Vandellis Zeugnis zustimmt, wonach Theo-
derichs Tochter Amalasunta die eigentliche Erbauerin sei, läßt sich
freilich bei den übereinstimmenden Angaben des Valesianus und
Agnellus nicht aufrecht erhalten, ist aber doch wohl nicht völlig
falsch. Nimmt man für das Untergeschoß die Bauzeit von 520 bis
526 an, so würde für das Obergeschoß etwa 526—530 angemessen
erscheinen. Seines großen Toten beraubt wurde das Grabmal dann
539 bei der Eroberung Ravennas durch Beiisar, der Theoderichs
Gebeine verbrennen und die Asche in alle vier Winde zerstreuen
ließ. Ob man hier nun mit Jakob Burckhardt einen Sarg aus
Porphyr (heute am „Palazzo di Teodorico“) oder einem anderen
Gestein annimmt, ein Thronsessel und eine Leichenverbrennungs-
anlage nach Priess wäre jedenfalls etwas ganz Ungebräuchliches
und Unbewiesenes.
Ähnliche Unstimmigkeiten zeigen sich an den Einzelheiten in
beiden Geschossen, die auch hier nur durch wechselnde Bau-
absichten zu erklären sind. Hingewiesen sei nur auf die Verlegen-
 
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