Postulat der Farbwandelspiele.
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»Jedenfalls spitze Farben klingen in ihrer Eigenschaft stärker
in spitzer Form (z. B. Gelb im Dreieck). Die zur Vertiefung ge-
neigten werden in dieser Wirkung durch runde Formen erhöht
(z. B. Blau im Kreis).«
»Natürlich ist es andererseits klar, daß das Nichtpassen der
Form zur Farbe nicht als etwas „unharmonisches“ angesehen
werden muß, sondern umgekehrt als eine neue Möglichkeit und
also auch Harmonie.«
Eine experimentale Nachprüfung von Kandinskys Angaben
hätte nun allerdings das Hervor- und Zurücktreten von Farben
und von Formen erst noch jeweils gesondert zu untersuchen. Das
verlangen schon die bereits bekannten individuellen Differenzen,
die besonders dann frappieren, wenn dem einen Beobachter Rot
vor-, Blau zurück-, dem anderen Blau vor- und Rot zurück-
zutreten scheint. Übrigens fanden diese individuellen Differenzen
auch bereits eine theoretische Deutung durch die ältere physi-
kalische Auffassung, wonach die unterschiedliche Fokalisation von
Rot und Blau darauf beruht, daß die Akkommodationsschärfe
gegenüber Rot und Blau bei deren simultaner Betrachtung unter-
schiedlich gut ist, daß also gleichweit abstehendes Rot und Blau,
wie unterschiedlich entfernte Sehdinge im Augenhintergrund, unter-
schiedlich scharf abgebildet werden; während, nach der neuen
physikalischen Deutung durch von Einthoven, eine seitliche Ver-
setzung der Pupille die prismatische Wirkung der Binse auf die
Strahlen in unterschiedlichem Maße für Rot und Blau mitbeeinflußt,
und bei einem Vorkommen in nur einem Auge oder bei asym-
metrischem Vorkommen in beiden Augen einen Stereoeffekt hervor-
ruft. Eine Stellungnahme zu den vorliegenden und zu anschließen-
den theoretischen Erwägungen verlangt experimentale Feststel-
lungen über die Fokalisation von Farben und von Formen bei
monokularer und binokularer Betrachtung, auch durch eine oder zwei,
symmetrisch oder asymmetrisch eingestellte künstliche Pupillen
hindurch, seitens mehrerer Beobachter, besonders auch hinsichtlich
herunter ihnen etwa bestehenden Gleichartigkeit oder Gegensätzlich-
keit in der Zueinanderordnung einzelner Farben und Formen. Mög-
lich ist jedoch beiläufig, schon „vor“ allgemeinen Feststellungen
hierüber, eine Interpretation speziell von Kandinskys Mitteilungen
seiner Beobachtungen eines Farb-Form-Zusammenhanges immer-
hin durch die Annahme, es seien eine warme Farbe (wie Herings
Urgelb) und eine kalte Farbe (wie Herings Urblau) ganz besonders
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»Jedenfalls spitze Farben klingen in ihrer Eigenschaft stärker
in spitzer Form (z. B. Gelb im Dreieck). Die zur Vertiefung ge-
neigten werden in dieser Wirkung durch runde Formen erhöht
(z. B. Blau im Kreis).«
»Natürlich ist es andererseits klar, daß das Nichtpassen der
Form zur Farbe nicht als etwas „unharmonisches“ angesehen
werden muß, sondern umgekehrt als eine neue Möglichkeit und
also auch Harmonie.«
Eine experimentale Nachprüfung von Kandinskys Angaben
hätte nun allerdings das Hervor- und Zurücktreten von Farben
und von Formen erst noch jeweils gesondert zu untersuchen. Das
verlangen schon die bereits bekannten individuellen Differenzen,
die besonders dann frappieren, wenn dem einen Beobachter Rot
vor-, Blau zurück-, dem anderen Blau vor- und Rot zurück-
zutreten scheint. Übrigens fanden diese individuellen Differenzen
auch bereits eine theoretische Deutung durch die ältere physi-
kalische Auffassung, wonach die unterschiedliche Fokalisation von
Rot und Blau darauf beruht, daß die Akkommodationsschärfe
gegenüber Rot und Blau bei deren simultaner Betrachtung unter-
schiedlich gut ist, daß also gleichweit abstehendes Rot und Blau,
wie unterschiedlich entfernte Sehdinge im Augenhintergrund, unter-
schiedlich scharf abgebildet werden; während, nach der neuen
physikalischen Deutung durch von Einthoven, eine seitliche Ver-
setzung der Pupille die prismatische Wirkung der Binse auf die
Strahlen in unterschiedlichem Maße für Rot und Blau mitbeeinflußt,
und bei einem Vorkommen in nur einem Auge oder bei asym-
metrischem Vorkommen in beiden Augen einen Stereoeffekt hervor-
ruft. Eine Stellungnahme zu den vorliegenden und zu anschließen-
den theoretischen Erwägungen verlangt experimentale Feststel-
lungen über die Fokalisation von Farben und von Formen bei
monokularer und binokularer Betrachtung, auch durch eine oder zwei,
symmetrisch oder asymmetrisch eingestellte künstliche Pupillen
hindurch, seitens mehrerer Beobachter, besonders auch hinsichtlich
herunter ihnen etwa bestehenden Gleichartigkeit oder Gegensätzlich-
keit in der Zueinanderordnung einzelner Farben und Formen. Mög-
lich ist jedoch beiläufig, schon „vor“ allgemeinen Feststellungen
hierüber, eine Interpretation speziell von Kandinskys Mitteilungen
seiner Beobachtungen eines Farb-Form-Zusammenhanges immer-
hin durch die Annahme, es seien eine warme Farbe (wie Herings
Urgelb) und eine kalte Farbe (wie Herings Urblau) ganz besonders