Metadaten

Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0078
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
R. H. Goldschmidt:

Einzelne der wechselnden Farbzusammenstellungen konnten zwar
in ihrer Simultanität (gleichsam als abstrakte Bilder) Wohlgefallen;
die ganze Farbenfolge hatte aber in ihrer Sukzession noch etwas
Chaotisches, das einen ausgesprochen ästhetisch-befriedigenden
Eindruck kaum zu erwecken vermochte.
Erst „allmählich“, nach Gewinnung einer gewissen Vertraut-
heit mit den Farbdarbietungsmöglichkeiten und nach Erlangung
einer gewissen Gewandtheit im Gebrauche der Apparatur, gelang es
ab und zu, „postulierte Farbdarbietungen“ zu schaffen. Dann aber
zeigten sich die dargebotenen Farbfolgen nicht nur einem persön-
lichen, individuellen Postulat als adäquat; dann bildete sich näm-
lich spontan eine weitestgehend übereinstimmende Beurteilung der
Farbfolgen (bei allen den Beobachtern, die überhaupt ein eigenes
Farbwandel-Postulat erlebten und beim Vergleich mit ihm zu
einem Urteil kamen). Insonderheit wurden oft wiederholt bestimmte
Folgen von beispielsweise je 4 oder je 10 Farbtönen derart dar-
geboten, daß beim Exponieren der Farben das Verlangen auftrat,
unmittelbar hinterher ein oder zwei weitere bestimmte Farbtöne
zu sehen; dann wurde von mehreren Beobachtern spontan die
gleiche, weitere Farbtonsukzession gefordert. Wurde nunmehr die
gewünschte Farbtonsukzession tatsächlich dargeboten, so erklärten
sich alle Beobachter für befriedigt. Wurde aber statt einer solchen
Farbtonsukzession eine andere dargeboten, dann blieben alle Be-
obachter unbefriedigt (selbst dann, wenn die dargebotenen Farben,
ihrer zu wenig oder unzutreffend bestimmten Benennung nach,
mit den als erwünscht bezeichneten Farben übereinstimmten). —•
Beiläufig ergab sich hierbei, daß die im Sprachgebrauch ge-
wöhnlichen Benennungen der Farbtöne hier zu deren Definition
nicht genügen. Es sind die definitorischen Unterlagen eigens zu
beschaffen. Das verlohnt sich aber erst nach Abschluß der Vor-
untersuchungen, erst nach Herausbildung einer für postulierte
Farbdarbietungen oder für Färb wandelspiele selbst möglichst geeig-
neten Vorrichtung. —■
»Die Experimental-Untersuchungen über das Erleben „postu-
lierter Farbdarbietungen“ in Gestalt eines Lichtpunktgewimmels«
stießen bei ihrer Fortführung in nach und nach steigendem Maße
auf die Schwierigkeit, daß eine jede farbig-leuchtende Punktgruppe
(wie sie durch das Leuchten von einer der 32 Glühbirnen erzeugt
werden konnte) die „Lage der Punkte zueinander“ (auch bei Be-
wegung des unregelmäßig-siebartigen Blendschirmes) dauernd bei-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften