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Goldschmidt, Richard H.; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1927/28, 6. Abhandlung): Postulat der Farbwandelspiele — Heidelberg, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.38940#0086
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86

R. H. Goldschmidt:

Indessen entsteht hier eine neue wissenschaftliche Aufgabe,
deren Bearbeitung von der bislang durchgeführten Untersuchung
scharf zu trennen ist, schon mit Rücksicht auf den Tatbestand,
daß vorerst die Möglichkeit für Farbwandelspiele zu schaffen war,
während hernach Farbwandelspiele in ihrer Gegebenheit zum
Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung werden sollen. Zudem
dienen den älteren, bislang durchgeführten und den späteren Unter-
suchungen, deren Natur nach, prinzipiell-unterschiedliche, geradezu
einander gegensätzliche Methoden.
Die herkömmliche Methode einer psychologischen Analyse
untersucht Erlebnisse, insonderheit das als erlebt Gegebene. Dabei
kann ein psychologisches Eindringen in das Gegebene oder eine
psychologische Analyse möglichst generell, gleichsam aufhellend
und aufdeckend, nicht zergliedernd, sondern strukturpsychologisch
vornehmlich auf den strukturellen Zusammenhang des Gegebenen
in seiner Ganzheit achten; oder aber möglichst speziell, weiter
und weiter psychologisch-analysierend mehr darauf ausgehen, in
fortschreitend differentiierender Abstraktion, auch die sonst nicht
erkennbaren Eigenschaften oder strukturellen Eigenheiten des
Gegebenen zu erfassen. Jedenfalls will eine psychologische Analyse
die „Erlebnisse als Gegebenheiten“ in ihrer Beziehung zum Subjekt
nach Art und Verlaufsweise beschreiben, in ihren Bedingtheiten
und Auswirkungen kausal, genetisch und final verfolgen und etwa
noch teleologisch oder sonstwie deuten (in etwa entsprechend der
psychognostischen, der eigentlich psychologischen und der psycho-
sophischen Wurzel der Psychologie, im Sinne von M. Dessoir,
sowie entsprechend den dreierlei Forschungsmöglichkeiten im Sinne
von E. Cassirer). Die herkömmliche Methode einer psycholo-
gischen Analyse wird zu verwenden sein, wenn später einmal Farb-
wandelspiele in ihrer Erlebnis-Gegebenheit untersucht werden
sollen.
Dagegen bestand für die hier bislang durchgeführte Unter-
suchung die Aufgabe, zuvor noch nicht Erlebtes hervorzurufen,
oder „Erlebnismöglichkeiten“ überhaupt erst zu schaffen. Insofern
nun jedwedes bereits Erlebte auch erlebnismöglich ist, hatte frei-
lich auch die Forschung nach neuen Erlebnismöglichkeiten, Erleb-
nisse, die per analogiam in Betracht kamen, als Gegebenheiten
heranzuziehen, sowie psychologisch zu analysieren, um zu eruieren,
was für weitergreifende Erlebnismöglichkeiten etwa heuristisch ver-
wertbar wäre. Aber der Forschung nach neuen Erlebnismöglich-
 
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