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R.*H. Goldschmidt:
hin und verhütet die Gefahr, aus dem Bilde etwas in das Gemeinte
zu involvieren. —
Die psychologisch-analytische Methode ermöglicht Unter-
suchungen über „Weiser“ auf psychische Gegebenheiten, also
auf Gegebenheiten in der Schicht von Gedanken über wirk-
liche psychische Soseinsheiten. Dagegen ermöglicht die psycho-
logisch-synthetische Methode Untersuchungen über Weiser auf
mehr oder minder unklar Geahntes, auf Möglichkeiten in einer
Gedankenschicht unwirklicher Gebilde der menschlichen Phan-
tasie. Diese phantastisch-gerichteten Weiser durchschneiden aber
im Verlaufe ihrer Weiserrichtung die Schicht von Gedanken über
wirkliche psychische Soseinsheiten in den Punkten, die jeweils
einem entsprechenden Tendieren, einem Verlangen, insonderheit ei-
nem tatsächlich erlebten Farbwandel,,postulat“ entsprechen, sodaß
sich in dieser Gedankenschicht des Psychischen (aus der Postulat-
Adäquatheit eines Phantasiegebilde - entsprechenden Eindrucks,
oder aus der Befriedigung eines Verlangens) eine Kontrolle für die
richtig realisierte Verfolgung der Weiserrichtung zum Phantasiege-
bilde hin ergibt (bildhaft durch Gleichheit der Weiserrichtungen sich
darstellend), wobei freilich erforderlichenfalls, innerhalb der Gedan-
kenschicht des Psychischen, die Gedankenebenen des Verlangensund
die des befriedigenden Eindrucks zu unterscheiden und etwa als
dicht aneinanderliegend anzunehmen sind. [Beiläufig sei hierzu
angemerkt, daß die psychologisch-synthetische Methode an sich in
ihrer Anwendbarkeit davon unabhängig ist, ob ein dem Phantasie-
gebilde entsprechender „Eindruck“ sich durch wirkliche Reiz-
clarbietungen, wie z. B. durch Farbdarbietungen, erzielen läßt; es
kann in prinzipiell gleicher Weise auch sonst ein dem Phantasie-
gebilde entsprechend Erlebtes auf seine Postulat-Adäquatheit hin
geprüft werden, beispielsweise in einer Art gedanklichen Experi-
mentes ein wunderlich-„Gedachtes“, um Sich-von-selbst-ver-
stehendes per exclusionem zu eruieren. Es darf auch mannigfal-
tiges theoretisierendes, insonderheit auch philosophierendes Denken
als ein Verwenden der psychologisch-synthetischen Methode ange-
sprochen werden, zumal im Hinblick auf Bemühungen, die Denkan-
triebe und Grundmotive in den Weltanschauungen gleichsam wie
Postulate aufzudecken, sodaß (entsprechend Windelband’s Einlei-
tung zu seiner „Geschichte der Philosophie“) „immanente“ Kritik
als Prüfung auf Postulatadäquatheit durchführbar ist. Für eine
solche Verwendung der psychologisch-synthetischen Methode im
R.*H. Goldschmidt:
hin und verhütet die Gefahr, aus dem Bilde etwas in das Gemeinte
zu involvieren. —
Die psychologisch-analytische Methode ermöglicht Unter-
suchungen über „Weiser“ auf psychische Gegebenheiten, also
auf Gegebenheiten in der Schicht von Gedanken über wirk-
liche psychische Soseinsheiten. Dagegen ermöglicht die psycho-
logisch-synthetische Methode Untersuchungen über Weiser auf
mehr oder minder unklar Geahntes, auf Möglichkeiten in einer
Gedankenschicht unwirklicher Gebilde der menschlichen Phan-
tasie. Diese phantastisch-gerichteten Weiser durchschneiden aber
im Verlaufe ihrer Weiserrichtung die Schicht von Gedanken über
wirkliche psychische Soseinsheiten in den Punkten, die jeweils
einem entsprechenden Tendieren, einem Verlangen, insonderheit ei-
nem tatsächlich erlebten Farbwandel,,postulat“ entsprechen, sodaß
sich in dieser Gedankenschicht des Psychischen (aus der Postulat-
Adäquatheit eines Phantasiegebilde - entsprechenden Eindrucks,
oder aus der Befriedigung eines Verlangens) eine Kontrolle für die
richtig realisierte Verfolgung der Weiserrichtung zum Phantasiege-
bilde hin ergibt (bildhaft durch Gleichheit der Weiserrichtungen sich
darstellend), wobei freilich erforderlichenfalls, innerhalb der Gedan-
kenschicht des Psychischen, die Gedankenebenen des Verlangensund
die des befriedigenden Eindrucks zu unterscheiden und etwa als
dicht aneinanderliegend anzunehmen sind. [Beiläufig sei hierzu
angemerkt, daß die psychologisch-synthetische Methode an sich in
ihrer Anwendbarkeit davon unabhängig ist, ob ein dem Phantasie-
gebilde entsprechender „Eindruck“ sich durch wirkliche Reiz-
clarbietungen, wie z. B. durch Farbdarbietungen, erzielen läßt; es
kann in prinzipiell gleicher Weise auch sonst ein dem Phantasie-
gebilde entsprechend Erlebtes auf seine Postulat-Adäquatheit hin
geprüft werden, beispielsweise in einer Art gedanklichen Experi-
mentes ein wunderlich-„Gedachtes“, um Sich-von-selbst-ver-
stehendes per exclusionem zu eruieren. Es darf auch mannigfal-
tiges theoretisierendes, insonderheit auch philosophierendes Denken
als ein Verwenden der psychologisch-synthetischen Methode ange-
sprochen werden, zumal im Hinblick auf Bemühungen, die Denkan-
triebe und Grundmotive in den Weltanschauungen gleichsam wie
Postulate aufzudecken, sodaß (entsprechend Windelband’s Einlei-
tung zu seiner „Geschichte der Philosophie“) „immanente“ Kritik
als Prüfung auf Postulatadäquatheit durchführbar ist. Für eine
solche Verwendung der psychologisch-synthetischen Methode im