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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1929/30, 4. Abhandlung): Die Umbrisch-sabellischen und die roemischen Tribus — Heidelberg, 1930

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https://doi.org/10.11588/diglit.39957#0021
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Die umbrisch-sabellischen und die römischen Tribus.

21

Wir wissen, daß zu den palatinischen Römern die Sabiner der
Quirinalstadt und dann Etrusker hinzugekommen sind, daß für
diese Elemente aber ebensowenig wie für hinzugekommene Latiner
und das sich vermehrende Volk neue Tribus geschaffen wurden.
Sie müssen in die alten Tribus aufgenommen worden sein. Aus
Griechenland sind beide Formen bekannt: in Argos und Sikyon
kam zu den drei dorischen Phylen, die ihre alten Namen behielten,
die einheimische Bevölkerung in einer vierten Phyle hinzu1; in
Korinth haben sich die alten drei Phylen zu acht erweitert bzw.
umgebildet2; in Epidauros traten zu den drei alten, die ihre Namen
behielten, drei neue hinzu3. Überall wo keine vierte Phyle bestand,
muß die einheimische Bevölkerung, soweit sie der dorischen gleich-
gestellt wurde, in die alten Phylen aufgenommen worden sein4.
Dies ist der römische Fall. Er wird für Tarquinius Priscus in der
Form überliefert, daß neue Geschlechter in derselben Zahl wie
die alten als gentes minores in die Tribus aufgenommen wurden5.
Daneben tritt die zweite Möglichkeit soweit hervor, als Tarquinius
Priscus zunächst die Absicht zugesprochen wird, den alten Tribus
drei neue hinzuzufügen und die neuen, während die alten ihre
Namen behielten, nach sich und zwei Freunden zu benennen6.
Der Nachweis, daß die alten Tribusnamen etruskisch sind7,
kann nicht veranlassen, an ihrer voretruskischen Existenz zu
zweifeln8. Umnennung von Phylen ist vielfach bezeugt. Die
bekanntesten Beispiele sind die Umnennung der sikyonischen

1 a. a. 0., S. 222. 229.
2 a. a. 0., S. 230f. Szanto vermutet wie in Argos und Sikyon drei alte
Phylen, den Hinzutritt einer vierten und dann die Verdoppelung.
3 a. a. 0., S. 232 Anm. 35.
4 Wie es Sza.nto a. a. 0. S. 233 nach dem Siege der Demokratie für
Megara annimmt, wo die alte Bevölkerung bis dahin untertänig war.
5 Fest. p. 169. 344 M. Vgl. Gicer. de rep. II 36; Liv. I 36, 2.
6 Dionys. III 71, 1; 72, 3; Zonar. VII 8; Flor. I 1, 5, 2.
7 Schulze an der S. 15,1 angegebenen Stelle. — Titus Tatius könnte
als Eponym der Titier gedeutet werden (Schwegler, Röm. Gesch. I S. 498
Anm. 4; 504 Anm. 21; 521; Pais, Storia crit. I 2, S. 433; Beloch, Röm.
Gesch. S. 226). Daß die Titier in der Reihe der Tribus an der Spitze stehen,
daß es sodales Titii gibt und daß Titus Tatius so stark wie nur noch Numa
mit sakralen Zügen ausgestattet wurde, dürfte im Zusammenhang stehen.
• 8 Holzapfel (Klio I, 1901, S. 245ff.). 0. Hirschfeld (Kl. Sehr., S. 248)
und Homo (Institutions polit. Rom. S. 9) haben dies getan. Dagegen Rosen-
bbrg, a. a. O., S. 128f.; daselbst auch gegen die angeblichen Tribus vpn
Mantua, die Servius in Vergil Aen. X 201 ff. hineingelesen hat.
 
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