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Vorrede.
„objektiv“ wahre Sinngebilde aufzufinden und dann logisch zu
analysieren. Man muß also die transzendental-philosophischen Dar-
legungen der vorliegenden Studie mit dem Inhalt meines Buches
über den Gegenstand der Erkenntnis verbinden, d. h. sie so ver-
stehen, daß die beiden Schriften zwei verschiedene Seiten desselben
Problems behandeln und sich insofern zu einem Ganzen zusammen-
schließen.
Von Wichtigkeit für die besondere Frage, die hier erörtert
wird, ist sodann die Terminologie, die ich jetzt mit Rücksicht
auf das Wort „Sein“ und dementsprechend auch bei der Verwen-
dung des Ausdrucks „Ontologie“ als der „Lehre vom Seienden“
benutze. In dieser Hinsicht habe ich seit etwa 15 Jahren eine
wesentliche Änderung des Sprachgebrauches in meinen
Arbeiten durchgeführt. In der dritten Auflage des „Gegenstandes“
hat der Terminus „Sein“ noch eine engere Bedeutung als jetzt,
d. h. er wird ausdrücklich in einen Gegensatz zum „Gelten“, zum
„Wert“, zum „Sinn“ und zum „Sollen“ gebracht. Das kommt im
Vorwort zur dritten Auflage zum Ausdruck, wo es heißt, man
könne „bei keiner Ontologie als dem Letzten stehen bleiben“. Dort
bedeutete das: ein Weltbegriff, in dem Gelten, Wert und Sinn
fehlen, ist nicht umfassend genug. Dies Vorwort habe ich absicht-
lich wieder mit abgedruckt, um über die Veränderung der Ter-
minologie keinen Zweifel zu lassen. Schon bei der ersten Aus-
arbeitung meines „Systems“ wurde mir klar, daß die früher ver-
wendete sprachliche Ausdrucksweise unzweckmäßig und miß-
verständlich war. Die vierte Auflage des Gegenstandes wurde daher
terminologisch dementsprechend umgestaltet, wie ich das im Vor-
wort zu ihr (1921) ausdrücklich gesagt habe. Es heißt dort vom
„Sein“: „Das Wort ist jetzt nicht mehr für das Wirkliche oder
Reale im Gegensatz zum Unwirklichen, Geltenden oder Wert-
haften, sondern als umfassendster Ausdruck für alles Denkbare
überhaupt gebraucht und daher überall mit einem Zusatz ver-
sehen, wo es fraglich sein konnte, ob reales oder irreales Sein ge-
meint war.“
Diese Terminologie ist in einer Schrift, der es vor allem darauf
ankommt, das „Sein“ als Prädikat mit Rücksicht auf die Viel-
deutigkeit des Wortes zu erörtern, selbstverständlich von Wich-
tigkeit. Daher sei schon an dieser Stelle bemerkt : ich nenne jetzt
alles „seiend“, was es überhaupt „gibt“, oder was sich als „etwas“
denken läßt, also auch das Gelten, den Sinn, den Wert und das
Vorrede.
„objektiv“ wahre Sinngebilde aufzufinden und dann logisch zu
analysieren. Man muß also die transzendental-philosophischen Dar-
legungen der vorliegenden Studie mit dem Inhalt meines Buches
über den Gegenstand der Erkenntnis verbinden, d. h. sie so ver-
stehen, daß die beiden Schriften zwei verschiedene Seiten desselben
Problems behandeln und sich insofern zu einem Ganzen zusammen-
schließen.
Von Wichtigkeit für die besondere Frage, die hier erörtert
wird, ist sodann die Terminologie, die ich jetzt mit Rücksicht
auf das Wort „Sein“ und dementsprechend auch bei der Verwen-
dung des Ausdrucks „Ontologie“ als der „Lehre vom Seienden“
benutze. In dieser Hinsicht habe ich seit etwa 15 Jahren eine
wesentliche Änderung des Sprachgebrauches in meinen
Arbeiten durchgeführt. In der dritten Auflage des „Gegenstandes“
hat der Terminus „Sein“ noch eine engere Bedeutung als jetzt,
d. h. er wird ausdrücklich in einen Gegensatz zum „Gelten“, zum
„Wert“, zum „Sinn“ und zum „Sollen“ gebracht. Das kommt im
Vorwort zur dritten Auflage zum Ausdruck, wo es heißt, man
könne „bei keiner Ontologie als dem Letzten stehen bleiben“. Dort
bedeutete das: ein Weltbegriff, in dem Gelten, Wert und Sinn
fehlen, ist nicht umfassend genug. Dies Vorwort habe ich absicht-
lich wieder mit abgedruckt, um über die Veränderung der Ter-
minologie keinen Zweifel zu lassen. Schon bei der ersten Aus-
arbeitung meines „Systems“ wurde mir klar, daß die früher ver-
wendete sprachliche Ausdrucksweise unzweckmäßig und miß-
verständlich war. Die vierte Auflage des Gegenstandes wurde daher
terminologisch dementsprechend umgestaltet, wie ich das im Vor-
wort zu ihr (1921) ausdrücklich gesagt habe. Es heißt dort vom
„Sein“: „Das Wort ist jetzt nicht mehr für das Wirkliche oder
Reale im Gegensatz zum Unwirklichen, Geltenden oder Wert-
haften, sondern als umfassendster Ausdruck für alles Denkbare
überhaupt gebraucht und daher überall mit einem Zusatz ver-
sehen, wo es fraglich sein konnte, ob reales oder irreales Sein ge-
meint war.“
Diese Terminologie ist in einer Schrift, der es vor allem darauf
ankommt, das „Sein“ als Prädikat mit Rücksicht auf die Viel-
deutigkeit des Wortes zu erörtern, selbstverständlich von Wich-
tigkeit. Daher sei schon an dieser Stelle bemerkt : ich nenne jetzt
alles „seiend“, was es überhaupt „gibt“, oder was sich als „etwas“
denken läßt, also auch das Gelten, den Sinn, den Wert und das