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Einleitung.

d. h. läßt sich in einem wahren Satz die Bedeutung des Wortes
„sein“., die es als Prädikat hat, auf eine bloße Intuition oder An-
schauung zurückführen ? Und wenn nicht, was haben wir dann
anschaulich unter dem Prädikatsworte „sein“ zu verstehen ?
Auch diese Frage geht die Ontologie ebenso an wie die Logik,
und schon, wenn man nur sie als Frage verstanden hat, muß man
einsehen: es wird durch sie ebenfalls eine notwendige wissenschaft-
liche Beziehung zwischen der Lehre vom logischen Prädikat „Sein“
und dem Problem der Ontologie als der Lehre vom Seienden über-
haupt oder vom Sein der Welt hergestellt.
Mit dieser Beziehung, die so an zwei Punkten deutlich hervor-
tritt, wollen die folgenden Darlegungen sich beschäftigen, um
dadurch einen Beitrag zur Klärung des Verhältnisses von Ontologie
und Logik überhaupt zu geben. Der Gedankengang der Abhandlung
wird sich zu diesem Zweck in einer Weise gliedern, die ebenfalls
sogleich wenigstens anzudeuten ist, damit der Zusammenhang des
Ganzen vorläufig sich kund tut.
In den Abschnitten, die zunächst folgen und den ersten,
logischen Hauptteil bilden, nehmen wir das logische Problem
für sich in Angriff, ohne seine Beziehungen zur Ontologie aus-
drücklich zu berücksichtigen. Wir fragen dabei zuerst nach der
allgemeinsten logischen Struktur des ganzen Gebildes, von dem
man sagen kann, daß es „wahr“ ist, und zwar in dem Sinne, daß es
gegenständliche Erkenntnis überhaupt enthält. Erst vom Ganzen
aus läßt sich dann zunächst das Prädikat überhaupt als einer
seiner Bestandteile verstehen, und das ist nicht auffallend, denn
in einer Logik als einer Wissenschaft vom wahren „Sinn“ führt der
Weg oft vom Ganzen zu den Teilen. Wir stellen also vor allem das
allgemeine logische Wesen der wahren oder gegenständ-
lichen Erkenntnis in ihrer Totalität fest.
Doch können wir uns auch dabei nicht von vorneherein der
logischen „Sache“ selbst, d. h. dem Gebilde zuwenden, das Wahr-
heit oder gegenständliche Erkenntnis enthält, sondern wir müssen
uns vorher über den Weg klar werden, auf dem das Problem der
wahren Erkenntnis und besonders das ihrer logischen Struktur, in
welcher das Prädikat stets eine entscheidende Bolle spielt, sich
in Angriff nehmen läßt, d. h. wir müssen zuerst etwas Logik
der Logik treiben.
Dabei denken wir daran, daß in jeder beliebigen Erkenntnis
als Totalität mindestens vier verschiedene „Seiten“ zu unter-
 
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