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II. Der Aussagesatz und die logische Synthese des Einen u. des Andern. 65

Wenn es heißt: per causam sui intelligo icl usw., so enthält
zwar dieser Satz selbstverständlich auch eine wahre Behauptung,
die so zum Ausdruck gebracht werden kann, daß man sagt: ich,
Spinoza, verstehe unter causa sui faktisch dies und dies. Aber
solche tatsächliche Wahrheit ist nicht der gemeinte Sinn der
Definition. Sie wäre in ihrer Eigenschaft als Konstatierung der
wahren Tatsache: „intelligo“ kein Bestandstück der Wahrheiten,
welche die „Ethik“ später lehren will. Hier liegt vielmehr nichts
anderes vor als eine Namengebung, und sie steht, streng ge-
nommen, jenseits von wahr und falsch, gehört also noch garnicht
zur spezifisch theoretischen Sphäre der Erkenntnis.
Dasselbe müssen wir von der zweiten Definition sagen, die mit
den Worten beginnt: ,,ea res dicitur in suo genere finita“ usw.
Auch hier mag man sagen, in dem Worte „dicitur“ werde eine
wahre Tatsache behauptet: man nennt das faktisch so. Aber auch
dies ist nicht das Wesentliche an dem Satz, so wenig wie das tat-
sächliche „intelligo“ bei der ersten Definition, sondern Spinoza
will zum Ausdruck bringen, daß es üblich ist, eine bestimmte Sache
„in ihrer Art endlich“ zu nennen, und damit den Leser auffordern,
an diesen Sprachgebrauch zu denken. In derselben Bedeutung
kehren die Ausdrücke „intelligo“ und „dicitur“ in den folgenden
Definitionen wieder.
Wir verstehen, ohne weiter darauf einzugehen, wohl schon
jetzt, weshalb solche Sätze sich nicht dazu eignen, um an ihnen das
Wesen der Erkenntnis-Wahrheit oder die Struktur eines gegen-
ständlich wahren logischen Sinngebildes zu studieren. Sie sind
ihrem wesentlichen Gehalt nach gerade nicht in dem Sinn „wahr“,
daß sie eine wahre Erkenntnis über einen Gegenstand zum Aus-
druck bringen, sondern sie legen lediglich eine Terminologie fest,
die eventuell auch anders sein könnte, ohne daß dadurch der
logische Gehalt des wissenschaftlichen Werkes, in dem die Defini-
tionen Vorkommen, sich änderte. Nur die Sprache wäre dadurch
modifiziert. Die Ausscheidung solcher Sätze, die bloße Namen-
erklärungen geben, braucht wohl theoretisch nicht weiter begründet
zu werden, und sie dürfte auch praktisch keine Schwierigkeiten
bereiten.
Wichtiger ist, daß wir endlich noch eine andere Art von Sätzen
in Betracht ziehen, die ebenfalls für unseren Zweck ungeeignet sind,
obwohl sie durchaus den Charakter rein theoretischer Aussagen
tragen und auch rein theoretische Wahrheiten zum Ausdruck

Sitzungsberichte d.Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1930/31. 1. Abh.

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