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Erster logischer Teil.

Prädikat. Ein solcher Satz gehört garnicht in den Zusammenhang
unserer Feststellungen über Wirklichkeitsaussagen, die die Sinnen-
welt in Raum und Zeit betreffen. Die verstehbare Wortbedeu-
tungist kein realer Teil dieser wahrnehmbaren Welt.
Daß er keinen Einwand enthält, gilt, wenn auch aus einem
andern Grunde, von einem zweiten Satz, in dem das Wort „wirk-
lich“ ebenfalls Subjektsbezeichnung ist. Wenn ich sage: „wirklich
ist ein Wort“, so läßt sich daraus ebenfalls kein Bedenken dagegen
herleiten, daß die Wortbedeutung „wirklich“ stets Prädikat sein
muß und nie Subjekt sein kann, denn falls der Satz, daß „wirklich“
ein Wort ist, Wahrheit enthalten soll, kann darin als Subjekt
gerade nicht die Bedeutung des Wortes „wirklich“, auf die es
hier allein ankommt, sondern nur das Wort „wirklich“ gemeint
sein, und der Satz müßte daher vollentwickelt lauten: das wirk-
liche, d. h. das als wirklich prädizierte „Wirklich“ ist ein Wort.
Dann wird vollends klar: das Wort „wirklich“ und nicht seine
Bedeutung ist in diesem Falle das Subjekt des Satzes, und auch
angesichts des zweiten Satzes müssen wir sagen: als Bedeutung
kann das, was wir unter dem Wort „wirklich“ verstehen, in Sinn-
gebilden, die Wahrheiten über die sinnlich wirkliche Welt in Raum
und Zeit enthalten, nur als logisches Prädikat auftreten. „Das
Wirkliche“, dabei bleibt es, bedeutet logisch bereits das als wirk-
lich Prädizierte.
Wir sagten schon: dies Ergebnis besitzt für eine Logik des
Satzes, die das Wesen des logischen Prädikats feststellen will, eine
entscheidende Wichtigkeit, und es ist vielleicht gut, noch aus-
drücklich hervorzuheben, warum ?
Wir haben in der Bedeutung des Wortes „wirklich“ ein logisches
Prädikat gefunden, das eine Ausnahmestellung unter den Prä-
dikaten einnimmt, und wir wollen es daher auch so bezeichnen, daß
seine Eigenart unzweideutig hervortritt. Wir können es ein
„primäres“ Prädikat nennen oder ihm auch den Namen eines Ur-
prädikats geben, denn seine Prädikation liegt allen andern Prä-
dikationen, die etwas Wahres über die wirkliche Sinnenwelt zum
Ausdruck bringen, oder wahre Erkenntnis über die psycho-physische
Realität geben, als logisch notwendige Voraussetzung, die wahr
sein muß, zugrunde. Bevor wir irgend ein Objekt der Sinnenwelt
durch andere Prädikate erkennen können, müssen wir es, damit
unsere Erkenntnis Gegenständlichkeit hat, immer schon als wirk-
lich erkannt oder „prädiziert“ haben. Das braucht freilich nicht
 
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