Metadaten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erster logischer Teil.

94
Struktur des Satzes aus gehen mußten, der den Sinn zum Aus-
druck bringt, so notwendig ist es, daß wir unser logisches Ergebnis
schließlich völlig ,,metagrammatisch“ gestalten. Die Sprache und
ihre Struktur bleibt für uns nur ein Sprungbrett, das wir verlassen,
nachdem es seinen Dienst getan hat. Es gilt jetzt, alle Grammatik
logisch als bloßes Mittel zu verstehen.
Zu diesem Zweck führen wir erstens das Begriffspaar des
„Inhalts“ und der „Form“ und zweitens das der „Anschauung“
und des „Begriffs“ in die Untersuchung ein, Begriffspaare, die wir
bisher absichtlich nicht benutzt haben, um zuerst einmal ohne ihre
Hilfe zu zeigen, was die Ausdrücke Subjekt und Prädikat logisch
bedeuten. Wenn wir im folgenden zunächst die Trennung von
Inhalt und Form zu demselben Zweck verwenden, empfiehlt es
sich zugleich, daß wir dabei möglichst „voraussetzungslos“ ver-
fahren und insbesondere jeden Verdacht ausschließen, als werde
mit der neuen Terminologie irgendein unbegründetes „Dogma“
oder eine willkürliche „Konstruktion“ unkritisch übernommen.
Zu solcher Vorsicht besteht ein besonderer Grund. Zwar
spielen die Begriffe Inhalt und Form nicht nur seit langer Zeit
in der als „klassisch“ geltenden Philosophie eine große Rolle,
sondern man wird auch das, was sie sachlich bedeuten, in der
Fogik selbst dann nicht entbehren können, wenn man aus Ori-
ginalitätsbedürfnis die alten Namen dafür meidet. Aber die
intuitionistischen Tendenzen unserer Zeit sehen gerade in der
Trennung von Form und Inhalt der Erkenntnis eine anschauungs-
fremde Konstruktion, die geeignet sein soll, die Wahrheit mehr zu
verhüllen als zu entdecken, und das ist begreiflich, denn hier wird
in der Tat die Position des Intuitionismus schwer bedroht. In einer
nur anschaulich „erkannten“ Wahrheit ist für irgendwelche „For-
men“ des Erkennens kein Platz. Anschauen läßt sich im logischen
Gebiet lediglich ein „Inhalt“. Fogische Formen muß man „den-
ken“, und dem Denken hat man ja als einem „konstruieren“ zu-
gunsten der Anschauung den Krieg erklärt. Deshalb gehen wir
zunächst auch auf die Terminologie etwas ein, um im Zusammen-
hang damit den unanfechtbaren logischen Gehalt des Dualismus
von Inhalt und Form und dann seine Beziehung zu dem Dualismus
von Subjekt und Prädikat sachlich klarzulegen.
Im Anschluß daran wird sich als zweiter Punkt das Verhältnis
von Subjekt und Prädikat zu dem Dualismus von „Anschauung“
und „Begriff“ erörtern lassen, ein Unterschied, der mit dem Dua-
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften