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Erster logischer Teil.
In der Sinnenwelt selbst zeigen die anschaulichen Inhalte der
Wahrnehmung durchweg die Eigentümlichkeit, daß sie sich in
unaufhörlicher Veränderung befinden. Hier gilt der alte, schon
Heraklit zugeschriebene, wenn auch dem Wortlaut nach bei ihm
nicht zu findende Satz: alles fließt. Mit Recht hat man insofern
von einem „Erlebnisstrom“ der Sinnenwelt gesprochen. Sinnliche
Inhalte, die sich nicht wandeln, gibt es in der psychophysischen
Realität nicht. Nur von den Formen der Sinnenwelt, wie Sub-
stanz oder Kausalität, kann man sagen, daß sie fest und beständig
sind. Doch kommt es auf sie hier nicht an. Die Inhalte lassen
sich, so wie wir sie sinnlich wahrnehmend als bloße Inhalte nur
anschauen, überhaupt nicht „festhalten“. Das ist die eine Seite
der Sache, die wir uns zunächst zum Rewußtsein bringen müssen.
Dadurch erst wird der Begriff des „reinen“, d. h. formlosen Inhalts
der Sinnenwelt klar.
Ebenso aber ist andererseits zweifellos: der anschauliche.
Erlebnisstrom des sinnlichen Inhaltes der Welt geht in ein wahres-
Sinngebilde, das durch einen Satz darüber zum Ausdruck ge-
bracht wird, als Strom unter keinen Umständen so ein, wie er
anschaulich gegeben ist. Als bloß anschaulicher Inhalt läßt er
sich überhaupt nicht „denken“, und denken müssen wir ihn schon
beim Verstehen jeder Wortbedeutung, die Glied eines wahren
Sinnes werden soll. Der Inhalt muß, anders gesagt, ehe irgend
etwas von ihm ausgesagt werden kann, in einem vollentwickelten
Satze schon mit einem Wort bezeichnet und durch die Bedeutung
dieses Wortes „gedacht“ sein. Infolgedessen wird erstens nie der
Strom der Sinnenwelt selbst, sondern allein die gedachte Bedeutung
des ihn bezeichnenden Wortes zum Bestandteil des wahren Sinnes,
und ferner ist klar: diese in Hinsicht der gegenständlichen Erkennt-
nis noch prädikatslose Bedeutung steht, obwohl sie für sich weder
wahr noch falsch ist, trotzdem zum wahrgenommenen Erlebnis-
strom des Inhaltes in Hinsicht des Wandels bereits in einem un-
aufhebbaren Gegensatz. Sie wandelt sich nicht, und sie kann
auch nur insofern als Bedeutung logisch verstanden oder „ge-
dacht“ werden, als sie vom Wandel freigeworden ist.
Worauf beruht ihre logische Wandellosigkeit ?
Ein konkretes Beispiel sei zur Verdeutlichung des Gegensatzes
von sinnlich anschaulichem Inhalt und der sich auf ihn beziehenden
Wortbedeutung vorangestellt. Aus einem grünen Blatt wird sinn-
lich anschaulich allmählich ein braunes Blatt: es „welkt“. Dies
Erster logischer Teil.
In der Sinnenwelt selbst zeigen die anschaulichen Inhalte der
Wahrnehmung durchweg die Eigentümlichkeit, daß sie sich in
unaufhörlicher Veränderung befinden. Hier gilt der alte, schon
Heraklit zugeschriebene, wenn auch dem Wortlaut nach bei ihm
nicht zu findende Satz: alles fließt. Mit Recht hat man insofern
von einem „Erlebnisstrom“ der Sinnenwelt gesprochen. Sinnliche
Inhalte, die sich nicht wandeln, gibt es in der psychophysischen
Realität nicht. Nur von den Formen der Sinnenwelt, wie Sub-
stanz oder Kausalität, kann man sagen, daß sie fest und beständig
sind. Doch kommt es auf sie hier nicht an. Die Inhalte lassen
sich, so wie wir sie sinnlich wahrnehmend als bloße Inhalte nur
anschauen, überhaupt nicht „festhalten“. Das ist die eine Seite
der Sache, die wir uns zunächst zum Rewußtsein bringen müssen.
Dadurch erst wird der Begriff des „reinen“, d. h. formlosen Inhalts
der Sinnenwelt klar.
Ebenso aber ist andererseits zweifellos: der anschauliche.
Erlebnisstrom des sinnlichen Inhaltes der Welt geht in ein wahres-
Sinngebilde, das durch einen Satz darüber zum Ausdruck ge-
bracht wird, als Strom unter keinen Umständen so ein, wie er
anschaulich gegeben ist. Als bloß anschaulicher Inhalt läßt er
sich überhaupt nicht „denken“, und denken müssen wir ihn schon
beim Verstehen jeder Wortbedeutung, die Glied eines wahren
Sinnes werden soll. Der Inhalt muß, anders gesagt, ehe irgend
etwas von ihm ausgesagt werden kann, in einem vollentwickelten
Satze schon mit einem Wort bezeichnet und durch die Bedeutung
dieses Wortes „gedacht“ sein. Infolgedessen wird erstens nie der
Strom der Sinnenwelt selbst, sondern allein die gedachte Bedeutung
des ihn bezeichnenden Wortes zum Bestandteil des wahren Sinnes,
und ferner ist klar: diese in Hinsicht der gegenständlichen Erkennt-
nis noch prädikatslose Bedeutung steht, obwohl sie für sich weder
wahr noch falsch ist, trotzdem zum wahrgenommenen Erlebnis-
strom des Inhaltes in Hinsicht des Wandels bereits in einem un-
aufhebbaren Gegensatz. Sie wandelt sich nicht, und sie kann
auch nur insofern als Bedeutung logisch verstanden oder „ge-
dacht“ werden, als sie vom Wandel freigeworden ist.
Worauf beruht ihre logische Wandellosigkeit ?
Ein konkretes Beispiel sei zur Verdeutlichung des Gegensatzes
von sinnlich anschaulichem Inhalt und der sich auf ihn beziehenden
Wortbedeutung vorangestellt. Aus einem grünen Blatt wird sinn-
lich anschaulich allmählich ein braunes Blatt: es „welkt“. Dies