Y. Erkenntnisformen und Denkformen.
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Wort weist auf den Wandel des Inhaltes hin. Aber niemals geht
die Wortbedeutung „grün“ in die Wortbedeutung „braun“
über. Sie ist „unverwelklich“, d. h. sie wandelt sich nicht. Das
dürfen wir verallgemeinern. Die mit dem Worte verbundenen Be-
deutungen, die als Subjekte in Sinngebilden Vorkommen, sind,
auch wenn sie nur Inhalte bezeichnen, die sich dauernd verändern
und nie dieselben bleiben, alle unveränderlich und immer dieselben,
falls die Worte überhaupt eine bestimmte, d. h. nur eine Bedeu-
tung haben, was nötig ist, damit wir bei den Worten etwas Be-
stimmtes logisch verstehen oder denken können.
Damit ist die Hauptsache, auf die es hier ankommt, im Grunde
genommen bereits erledigt. Wir dürfen sagen: schon das logische
Subjekt muß als Wortbedeutung, um gedacht, d. h. um als logisch
noch unvollständiger, prädikatsfreier Sinnbestandteil logisch ver-
standen zu werden, bereits eine Form haben, die den fließenden
Erlebnisinhalt, auf den das Wort sich bezieht, festhält oder „zum
Stehen bringt“. Diese Form ist noch keine Erkenntnisform,
denn durch das bloße Festhalten des Inhaltes wird noch nichts
als wahr erkannt. Wohl aber ist sie eine unentbehrliche Denk-
form, d. h. eine Form, ohne die sich überhaupt nichts logisch ver-
stehen oder denken läßt. Sie geht logisch jeder Erkenntnisform
noch „voran“, denn sie muß den sinnlich gegebenen Inhalt bereits
logisch geformt haben, ehe man von ihm etwas Wahres auszusagen
vermag.
Eine solche Form, die den Inhalt der Sinnenwelt erst fixiert,
stellt dann zugleich das Minimum an logischer Form dar, das nir-
gends fehlt, wo irgend etwas gedacht oder logisch verstanden wird,
und wir werden auch nicht im Zweifel darüber sein, welche Form
hier dies logische Minimum bildet. Wir sagten es schon: die Be-
deutung, die ein Wort hat, ist im Gegensatz zu dem sich beständig
wandelnden sinnlichen Inhalt der Anschauung stets dieselbe. Die
Form also, die jeder Inhalt in einer Wortbedeutung bekommen
muß, damit er überhaupt „gedacht“ und so als Bestandteil in den
Sinn eines wahres Satzes eingehen kann, ist die Identität. In
ihr erfassen wir die allgemeinste Form jedes, auch des vorprädika-
tiven, noch nicht erkennenden logischen Denkens. Nicht einmal
dieses Denken fällt daher mit dem bloßen Anschauen eines In-
haltes zusammen. Wo Wortbedeutungen überhaupt logisch ver-
standen oder gedacht werden, ist bereits Form.
Wir wollen, ehe wir diese Denkformen im Unterschied von den
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Wort weist auf den Wandel des Inhaltes hin. Aber niemals geht
die Wortbedeutung „grün“ in die Wortbedeutung „braun“
über. Sie ist „unverwelklich“, d. h. sie wandelt sich nicht. Das
dürfen wir verallgemeinern. Die mit dem Worte verbundenen Be-
deutungen, die als Subjekte in Sinngebilden Vorkommen, sind,
auch wenn sie nur Inhalte bezeichnen, die sich dauernd verändern
und nie dieselben bleiben, alle unveränderlich und immer dieselben,
falls die Worte überhaupt eine bestimmte, d. h. nur eine Bedeu-
tung haben, was nötig ist, damit wir bei den Worten etwas Be-
stimmtes logisch verstehen oder denken können.
Damit ist die Hauptsache, auf die es hier ankommt, im Grunde
genommen bereits erledigt. Wir dürfen sagen: schon das logische
Subjekt muß als Wortbedeutung, um gedacht, d. h. um als logisch
noch unvollständiger, prädikatsfreier Sinnbestandteil logisch ver-
standen zu werden, bereits eine Form haben, die den fließenden
Erlebnisinhalt, auf den das Wort sich bezieht, festhält oder „zum
Stehen bringt“. Diese Form ist noch keine Erkenntnisform,
denn durch das bloße Festhalten des Inhaltes wird noch nichts
als wahr erkannt. Wohl aber ist sie eine unentbehrliche Denk-
form, d. h. eine Form, ohne die sich überhaupt nichts logisch ver-
stehen oder denken läßt. Sie geht logisch jeder Erkenntnisform
noch „voran“, denn sie muß den sinnlich gegebenen Inhalt bereits
logisch geformt haben, ehe man von ihm etwas Wahres auszusagen
vermag.
Eine solche Form, die den Inhalt der Sinnenwelt erst fixiert,
stellt dann zugleich das Minimum an logischer Form dar, das nir-
gends fehlt, wo irgend etwas gedacht oder logisch verstanden wird,
und wir werden auch nicht im Zweifel darüber sein, welche Form
hier dies logische Minimum bildet. Wir sagten es schon: die Be-
deutung, die ein Wort hat, ist im Gegensatz zu dem sich beständig
wandelnden sinnlichen Inhalt der Anschauung stets dieselbe. Die
Form also, die jeder Inhalt in einer Wortbedeutung bekommen
muß, damit er überhaupt „gedacht“ und so als Bestandteil in den
Sinn eines wahres Satzes eingehen kann, ist die Identität. In
ihr erfassen wir die allgemeinste Form jedes, auch des vorprädika-
tiven, noch nicht erkennenden logischen Denkens. Nicht einmal
dieses Denken fällt daher mit dem bloßen Anschauen eines In-
haltes zusammen. Wo Wortbedeutungen überhaupt logisch ver-
standen oder gedacht werden, ist bereits Form.
Wir wollen, ehe wir diese Denkformen im Unterschied von den
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