YI. Sein als Erkenntnisprädikat, als Denkprädikat u. als Copula. 151
mit dem allgemeinsten Sein als Prädikat in dieser Weise zusammen-
fallen, um die Verbindung von Subjekt und Prädikat überhaupt
hersteilen zu können. Das, worin man allgemein die der Copula
eigentümliche Leistung erblickt, wäre dann von dem allgemeinsten
Prädikat-Sein als der allgemeinsten Form des wahren Denkens
überhaupt unabtrennbar. Wie sollte die Copula das Subjekt mit
dem Erkenntnis-Prädikat „verbinden“, wenn sie nicht wenigstens
einen Ansatz zu einer Prädizierung enthielte, und von welcher Art
könnte das „Sein“, das in einem solchen Ansatz stecken muß, sein,
wenn es nicht mit dem allgemeinsten Sein, das zu jedem wahren
Denken notwendig gehört, aber trotzdem noch keine wahre Er-
kenntnis gibt, zusammenfiele ?
Es ist gewiß immer bedenklich, sich auf den Sprachgebrauch
zu stützen, falls man dadurch etwas als logisch begründet dartun
will. Aber in diesem Falle vermag der Sprachgebrauch der Logik
doch einen Wink zu geben, ja wir können ihn selber als logisch
begründet verstehen, wenn wir folgendes sagen: Man braucht einer-
seits das Wort „sein“ in der Aussage-Form „ist“ für die Copula
deswegen, weil es in dieser seiner unbestimmten Allgemeinheit als
bloßer Prädikats ans at z einer Erkenntnis und als bloße Denkform
noch nicht genug für eine gegenständliche Erkenntnis leistet,
also das Feld für sie noch völlig frei läßt, d. h. mit jeder Differenzie-
rung, die durch die Bedeutung des darauf folgenden Erkenntnis-
prädikats gegeben wird, verträglich ist. Aber man braucht das
„ist“ andererseits auch deswegen, weil es schon einen Prädikats-
ansatz enthält und daher vom Subjekt zu dem für die gegen-
ständliche Erkenntnis wesentlichen Prädikat sozusagen von selbst
hinüberzuleiten, also Subjekt und Erkenntnisprädikat nicht nur
auseinanderzuhalten, sondern auch das eine mit dem andern zu
verbinden vermag.
Für den Fall, daß dieser Gedanke allzu „spitzfindig“ erscheint
oder gar dem Verständnis Schwierigkeiten bereitet, weil es bei der
Vieldeutigkeit des Wortes „sein“ nicht leicht ist, eine völlig ein-
deutige Terminologie durchzuführen, wollen wir das, was wir
meinen, endlich noch an einem besonderen Beispiel erläutern, und
zwar wählen wir dazu wieder die Formel, von der wir als dem Aus-
druck eines einfachen gegenständlich wahren Sinngebildes aus-
gegangen sind.
In dem Satz: „etwas ist wirklich“ wäre dann nach unserer Auf-
fassung des Copula-Seins das Wort „ist“ nicht nur Copula als das
mit dem allgemeinsten Sein als Prädikat in dieser Weise zusammen-
fallen, um die Verbindung von Subjekt und Prädikat überhaupt
hersteilen zu können. Das, worin man allgemein die der Copula
eigentümliche Leistung erblickt, wäre dann von dem allgemeinsten
Prädikat-Sein als der allgemeinsten Form des wahren Denkens
überhaupt unabtrennbar. Wie sollte die Copula das Subjekt mit
dem Erkenntnis-Prädikat „verbinden“, wenn sie nicht wenigstens
einen Ansatz zu einer Prädizierung enthielte, und von welcher Art
könnte das „Sein“, das in einem solchen Ansatz stecken muß, sein,
wenn es nicht mit dem allgemeinsten Sein, das zu jedem wahren
Denken notwendig gehört, aber trotzdem noch keine wahre Er-
kenntnis gibt, zusammenfiele ?
Es ist gewiß immer bedenklich, sich auf den Sprachgebrauch
zu stützen, falls man dadurch etwas als logisch begründet dartun
will. Aber in diesem Falle vermag der Sprachgebrauch der Logik
doch einen Wink zu geben, ja wir können ihn selber als logisch
begründet verstehen, wenn wir folgendes sagen: Man braucht einer-
seits das Wort „sein“ in der Aussage-Form „ist“ für die Copula
deswegen, weil es in dieser seiner unbestimmten Allgemeinheit als
bloßer Prädikats ans at z einer Erkenntnis und als bloße Denkform
noch nicht genug für eine gegenständliche Erkenntnis leistet,
also das Feld für sie noch völlig frei läßt, d. h. mit jeder Differenzie-
rung, die durch die Bedeutung des darauf folgenden Erkenntnis-
prädikats gegeben wird, verträglich ist. Aber man braucht das
„ist“ andererseits auch deswegen, weil es schon einen Prädikats-
ansatz enthält und daher vom Subjekt zu dem für die gegen-
ständliche Erkenntnis wesentlichen Prädikat sozusagen von selbst
hinüberzuleiten, also Subjekt und Erkenntnisprädikat nicht nur
auseinanderzuhalten, sondern auch das eine mit dem andern zu
verbinden vermag.
Für den Fall, daß dieser Gedanke allzu „spitzfindig“ erscheint
oder gar dem Verständnis Schwierigkeiten bereitet, weil es bei der
Vieldeutigkeit des Wortes „sein“ nicht leicht ist, eine völlig ein-
deutige Terminologie durchzuführen, wollen wir das, was wir
meinen, endlich noch an einem besonderen Beispiel erläutern, und
zwar wählen wir dazu wieder die Formel, von der wir als dem Aus-
druck eines einfachen gegenständlich wahren Sinngebildes aus-
gegangen sind.
In dem Satz: „etwas ist wirklich“ wäre dann nach unserer Auf-
fassung des Copula-Seins das Wort „ist“ nicht nur Copula als das