VIII. Ontologie und Metaphysik.
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verstehen, d. h. nicht eine bloße Denklehre oder „formale“ Log'ik,
sondern eine Theorie des gegenständlichen Denkens oder des
Erkennens im Auge haben. Die Trennung von Denkform und
Erkenntnisform ist für uns sehr wichtig geworden, muß also
auch jetzt maßgebend sein. Die ihr entsprechende Unterscheidung
von Logik im weitesten Sinne und „transzendentaler Logik“ oder
Erkenntnistheorie bedarf daher keiner näheren Begründung mehr.
Sie ist längst geläufig, und wie wir sie meinen, ergibt sich aus
unseren Ausführungen zur Genüge. Jedenfalls wissen wir, was es
heißt, wenn wir die Urprädikate der Welt als Erkenntnisformen von
den bloßen Denkformen trennen, und was es bedeutet, daß für uns
nicht nur die Denkformen, sondern auch die Erkenntnisformen
zur „Logik“ gehören. Die Erkenntnistheorie ist danach ein Teil
der Logik im umfassendsten Sinne des Wortes, die in „formale“
und „transzendentale“ Logik zerfällt. Der übliche Ausdruck „for-
male“ Logik ist zwar insofern wenig bezeichnend, als auch die
Erkenntnistheorie es mit „Formen“ zu tun hat. Doch ist das nur
eine terminologische Schwierigkeit.
Wie aber steht es mit der Gleichsetzung von Ontologie und
Metaphysik ? Darüber, ob es zweckmäßig ist, an ihr festzuhalten,
oder mit den zwei Worten auch zwei verschiedene Begriffe zu ver-
binden, und in welcher Weise eventuell eine solche Trennung zu
machen ist, haben wir bisher ausdrücklich noch nichts gesagt. Wir
hielten uns bei dem Terminus „Ontologie“ zunächst an das, was
er wörtlich übersetzt heißt, d. h. wir Amrstanden darunter eine
Lehre vom „Sein“ oder „Seienden“ überhaupt und nannten sie
auch eine Lehre vom Sein der „Welt“. Wenn wir nun das Wort
„sein“ oder „seiend“ in der denkbar weitesten Bedeutung nehmen,
die es als Erkenntnis-Prädikat haben kann, werden wir nach unserer
Prädikatslehre unter einer allgemeinen Ontologie, falls wir an
die wörtliche Übersetzung denken und zugleich die Vielheit der
Bedeutungen des Wortes „Sein“ berücksichtigen, eine Lehre von
sämtlichen Seinsarten, die als Prädikate auftreten können,
verstehen. Nur müssen wir, falls Avir die Ontologie überhaupt noch
von der Logik trennen wollen, uns auf die Seinsarten beschränken,
die zugleich Erkenntnisformen sind, denn das allgemeinste „Sein“
als bloße Denkform hat nur in der sog. „formalen“ Logik seinen
Platz. Wo nur dies Sein als Prädikat auftritt, wird noch nichts
erkannt, und die Ontologie will doch stets etwas als seiend er-
kennen, nicht nur denken.
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verstehen, d. h. nicht eine bloße Denklehre oder „formale“ Log'ik,
sondern eine Theorie des gegenständlichen Denkens oder des
Erkennens im Auge haben. Die Trennung von Denkform und
Erkenntnisform ist für uns sehr wichtig geworden, muß also
auch jetzt maßgebend sein. Die ihr entsprechende Unterscheidung
von Logik im weitesten Sinne und „transzendentaler Logik“ oder
Erkenntnistheorie bedarf daher keiner näheren Begründung mehr.
Sie ist längst geläufig, und wie wir sie meinen, ergibt sich aus
unseren Ausführungen zur Genüge. Jedenfalls wissen wir, was es
heißt, wenn wir die Urprädikate der Welt als Erkenntnisformen von
den bloßen Denkformen trennen, und was es bedeutet, daß für uns
nicht nur die Denkformen, sondern auch die Erkenntnisformen
zur „Logik“ gehören. Die Erkenntnistheorie ist danach ein Teil
der Logik im umfassendsten Sinne des Wortes, die in „formale“
und „transzendentale“ Logik zerfällt. Der übliche Ausdruck „for-
male“ Logik ist zwar insofern wenig bezeichnend, als auch die
Erkenntnistheorie es mit „Formen“ zu tun hat. Doch ist das nur
eine terminologische Schwierigkeit.
Wie aber steht es mit der Gleichsetzung von Ontologie und
Metaphysik ? Darüber, ob es zweckmäßig ist, an ihr festzuhalten,
oder mit den zwei Worten auch zwei verschiedene Begriffe zu ver-
binden, und in welcher Weise eventuell eine solche Trennung zu
machen ist, haben wir bisher ausdrücklich noch nichts gesagt. Wir
hielten uns bei dem Terminus „Ontologie“ zunächst an das, was
er wörtlich übersetzt heißt, d. h. wir Amrstanden darunter eine
Lehre vom „Sein“ oder „Seienden“ überhaupt und nannten sie
auch eine Lehre vom Sein der „Welt“. Wenn wir nun das Wort
„sein“ oder „seiend“ in der denkbar weitesten Bedeutung nehmen,
die es als Erkenntnis-Prädikat haben kann, werden wir nach unserer
Prädikatslehre unter einer allgemeinen Ontologie, falls wir an
die wörtliche Übersetzung denken und zugleich die Vielheit der
Bedeutungen des Wortes „Sein“ berücksichtigen, eine Lehre von
sämtlichen Seinsarten, die als Prädikate auftreten können,
verstehen. Nur müssen wir, falls Avir die Ontologie überhaupt noch
von der Logik trennen wollen, uns auf die Seinsarten beschränken,
die zugleich Erkenntnisformen sind, denn das allgemeinste „Sein“
als bloße Denkform hat nur in der sog. „formalen“ Logik seinen
Platz. Wo nur dies Sein als Prädikat auftritt, wird noch nichts
erkannt, und die Ontologie will doch stets etwas als seiend er-
kennen, nicht nur denken.
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