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176

Zweiter ontologischer Teil.

oder doch nicht mit genügender Schärfe gemacht zu werden pflegen.
Erst dann wird klar, was ihre Vertreter eigentlich wollen.
So sagt z. B. auch Nicolai Hartmann, auf den sich Wein-
handl beruft: „Der Gedanke des Transzendenten bleibt natür-
lich immanent, wie jeder Gedanke; aber daß mit ihm ein Tran-
szendentes gemeint ist, bleibt davon unangefochten bestehen.
Mit einem Immanenten kann sehr wohl ein Transzendentes gemeint
sein. Das Denken kann ein Denkfremdes sehr wohl repräsen-
tieren. Wie weit es dasselbe richtig repräsentiert, wie weit der
Gedanke mit dem Denkgegenstand übereinstimmt, ist eine andere
Frage1.“
Auch dies alles ist eventuell zutreffend, aber auch hier
fehlt wieder ein Begriff, der zur vollen Klarheit unentbehrlich ist,
weil erst er den Begriff des „Gedankens“ und damit den entspre-
chenden Begriff der „Transzendenz“ unzweideutig macht. Hier
scheint nämlich noch eine Alternative zu herrschen, die in Wahr-
heit keine Alternative ist. Es wird der „Gedanke“ und das „Tran-
szendente“ einander gegenübergestellt. Auch das kann zwar
gewiß seinen guten Sinn haben, aber gerade das Wort „Gedanke“
ist an dieser Stelle nicht einwandfrei gewählt, um ihm das Tran-
szendente entgegenzustellen, denn es ist zweideutig. Man mag auf
das intensivste bestreiten, daß alles Erkennen ein bloßes „Denken“
sei, und gerade die Tendenz dieser Abhandlung ist darauf gerichtet,
zu zeigen: alles Erkennen von Gegenständen ist mehr als „Den-
ken“, d. h. geht darüber grundsätzlich hinaus zu einem Sein der
Welt, das es erkennen will, und zwar ist dies ein Sein, das nicht nur
als Denkform, sondern im Gegensatz dazu als gegenständliche
Erkenntnisform verstanden werden muß. Diese Unterscheidung
gestattet uns dann, eindeutig von „seienden“ Gegenständen zu
reden, die etwas prinzipiell anderes als bloße „Gedanken“ des
erkennenden Subjekts sind. So kommen wir zu einem Begriff vom
Sein der Welt.
Damit aber ist noch in keiner Weise gesagt, daß dies Seiende
ein „Transzendentes“ im Sinne der von Kant in der Transzenden-
talen Dialektik bekämpften Metaphysik sein muß, d. h. ein „An-
sich“ im Gegensatz zur bloßen „Erscheinung“. Oder will man
etwa jedes Sein der Welt, das mehr als bloß logisch „gedacht“
ist, schon ein transzendentes und ansichseiendes nennen ? Das
1 Nikolai Hartmann, Grundzüge einer Metaphysik der Erkenntnis,
S. 224.
 
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