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VIII. Ontologie und Metaphysik.

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Tom Erkennen als einem Abbilden und der auf sinnliche Wahr-
nehmungen, Impressionen, beschränkten Erkenntnis entwickelt sich
seine ganze Ontologie.
Wir haben Hume auch deswegen hier genannt, weil bei ihm
die antimetaphysische Tendenz ausdrücklich bis zur Beschränkung
auf das sinnlich wahrnehmbare Sein als Weltsein geht, also das
äußerste Extrem darstellt, das sich in antimetaphysischer Richtung
denken läßt, und weil er zugleich alles, was für dies Extrem zu
sagen ist, so scharf ,,gesehen“ und so glänzend in „Begriffen“ dar-
gestellt, also so klar „erkannt“ hat, daß seine Theorien auch heute
noch den größten Einfluß ausüben. Da wir auch an ihnen zeigen
konnten, wie sich hier Erkenntnistheorie und Ontologie aufs engste
miteinander verbinden, haben wir wieder für ein großes Stück
der europäischen Philosophie nachgewiesen, daß die beiden Diszi-
plinen in ihr überhaupt nicht zu trennen sind.
Wir dürfen nicht daran denken, die ganze Vergangenheit der
Philosophie als Ontologie unter diesem Gesichtspunkt an uns vor-
überziehen zu lassen, und ebensowenig daran, entweder zu einer
metaphysischen Ontologie wie der platonischen oder zu einer anti-
metaphysischen, sensualistisch gerichteten Ontologie wie der Hume-
schen kritisch Stellung zu nehmen. Das würde viel zu weit führen.
Aber das eine läßt sich leicht auch in Kürze zeigen: wenn überhaupt
zu solchen Gedanken kritisch Stellung genommen werden soll, so
ist das, jedenfalls bei diesen beiden Extremen, nur durch Beant-
wortung logischer und erkenntnistheoretischer Fragen, genauer
durch eine Logik des Prädikats, möglich. Wir wollen unsern Ge-
dankengang wenigstens soweit führen, daß dies in bezug auf Hume
und Platon klar wird.
Will man Hume kritisieren, so wird man zunächst fragen
müssen, ob es stimmt, daß sich nur sinnlich Wahrnehmbares.dem
Forscher anschaulich als „Welt“ darstellt, oder ob nicht vielmehr
schon in den wahren Sinngebilden, die Hume mit jedem Satz, den
er für wahr hält, zuni Ausdruck bringt, und deren Bestand er als
Wahrheit über Sinnliches nicht leugnen kann, ohne sich selbst zu
widersprechen, etwas unmittelbar gegeben ist, was sich nicht mehr
sinnlich wahrnehmen, sondern nur als unsinnlich verstehen läßt,
und ob daher Humes konsequenter Welt-Sensualismus nicht vor
jeder tiefer dringenden Erkenntnistheorie weichen muß, die auch
nur das Wesen irgendeines wahren Satz-Sinnes über Impressionen
verstanden hat. Die Antwort darauf kennen wir aus dem ersten Teil
 
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