X. Sein und Nichts.
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stantivierte ,,Nicht-Sein“ konzentrieren. Doch empfiehlt es sich vor
aller sachlichen Erörterung, daß wir uns zunächst auch darüber
klar werden, was ,,nichts“ und „nicht“ vor der Verwendung
dieser Worte in der Philosophie, also in der Sprache des „Lebens“
wörtlich und ursprünglich heißen1.
„Nichts“ ist der Genitiv von „nicht“, wie das z. B. in den
Wörtern „nichtswürdig“ und „nichtsdestoweniger“ noch heute zum
Ausdruck kommt, und hat also, sprachlich betrachtet, keine selb-
ständige Bedeutung neben dem „Nein“. Ob wir sagen „das Nicht“
oder „das Nichts“, macht danach wörtlich keinen Unterschied.
Es wäre gut, wenn man hieran auch in der Philosophie dächte. Die
Substantivierung durch den Artikel wäre dann vielleicht weniger
verhängnisvoll. Das Wort „nicht“ dagegen, wovon „nichts“ nur
der Genitiv ist, besteht sprachlich aus zwei Bestandteilen: erstens
aus der Verneinungs - Partikel und zweitens aus einem Wort,
das soviel wie „irgend etwas“ oder „irgend ein Ding“ bedeutet.
Etwas wird verneint. Wir können also auch statt „nicht“
und „nichts“ jederzeit „nicht etwas“ sagen, und insofern ist der
Ausdruck „das Nichts“ ebenso begründet oder unbegründet wie
der Ausdruck „das Nicht - etwas“. Jedenfalls aber steckt in
„Nichts“ sprachlich nur die verselbständigte Verneinung des
Seins von Etwas.
Wollen wir mit dem Worte „Nichts“ noch eine andere Bedeu-
tung verknüpfen als die, daß es etwas verneint, so haben wir
dazu selbstverständlich ein Recht, aber wir müssen dann ausdrück-
lich sagen, worin diese Bedeutung besteht. Für sich betrachtet ist
„Nichts“ nichts anderes als die Negation von etwas, oder, um in
dieser „Definition“ des Nichts das Wort „nichts“ in der Zusammen-
stellung „nichts anderes als“ zu vermeiden, können wir auch so
Vorgehen, daß wir zuerst fragen: bedeutet „nichts“ sprachlich noch
etwas anderes als nicht-etwas ?, und darauf dann mit einem „Nein“
antworten. Die Antwort „Nein“ gibt schon genau denselben Sinn,
wie wenn wir sagen: „nein, sonst nichts“. Das „sonst nichts“ hat
sprachlich hinter dem „Nein“ also keine selbständige Bedeutung
mehr. Darin tritt der rein negative Charakter des Nichts be-
sonders deutlich zutage. Jedes positive Andere wird ausdrück-
1 Vgl. hierzu: Hermann Paul, Deutsches Wörterbuch (1897), die Artikel
„nicht“ und „nichts“, S. 326 u. 327, und Fr. L. K. Weigand, Deutsches
Wörterbuch, 2. Band, 5. Aufl. (1910), die Artikel „nicht“ und „nichts“,
Spalte 294 u. 295.
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stantivierte ,,Nicht-Sein“ konzentrieren. Doch empfiehlt es sich vor
aller sachlichen Erörterung, daß wir uns zunächst auch darüber
klar werden, was ,,nichts“ und „nicht“ vor der Verwendung
dieser Worte in der Philosophie, also in der Sprache des „Lebens“
wörtlich und ursprünglich heißen1.
„Nichts“ ist der Genitiv von „nicht“, wie das z. B. in den
Wörtern „nichtswürdig“ und „nichtsdestoweniger“ noch heute zum
Ausdruck kommt, und hat also, sprachlich betrachtet, keine selb-
ständige Bedeutung neben dem „Nein“. Ob wir sagen „das Nicht“
oder „das Nichts“, macht danach wörtlich keinen Unterschied.
Es wäre gut, wenn man hieran auch in der Philosophie dächte. Die
Substantivierung durch den Artikel wäre dann vielleicht weniger
verhängnisvoll. Das Wort „nicht“ dagegen, wovon „nichts“ nur
der Genitiv ist, besteht sprachlich aus zwei Bestandteilen: erstens
aus der Verneinungs - Partikel und zweitens aus einem Wort,
das soviel wie „irgend etwas“ oder „irgend ein Ding“ bedeutet.
Etwas wird verneint. Wir können also auch statt „nicht“
und „nichts“ jederzeit „nicht etwas“ sagen, und insofern ist der
Ausdruck „das Nichts“ ebenso begründet oder unbegründet wie
der Ausdruck „das Nicht - etwas“. Jedenfalls aber steckt in
„Nichts“ sprachlich nur die verselbständigte Verneinung des
Seins von Etwas.
Wollen wir mit dem Worte „Nichts“ noch eine andere Bedeu-
tung verknüpfen als die, daß es etwas verneint, so haben wir
dazu selbstverständlich ein Recht, aber wir müssen dann ausdrück-
lich sagen, worin diese Bedeutung besteht. Für sich betrachtet ist
„Nichts“ nichts anderes als die Negation von etwas, oder, um in
dieser „Definition“ des Nichts das Wort „nichts“ in der Zusammen-
stellung „nichts anderes als“ zu vermeiden, können wir auch so
Vorgehen, daß wir zuerst fragen: bedeutet „nichts“ sprachlich noch
etwas anderes als nicht-etwas ?, und darauf dann mit einem „Nein“
antworten. Die Antwort „Nein“ gibt schon genau denselben Sinn,
wie wenn wir sagen: „nein, sonst nichts“. Das „sonst nichts“ hat
sprachlich hinter dem „Nein“ also keine selbständige Bedeutung
mehr. Darin tritt der rein negative Charakter des Nichts be-
sonders deutlich zutage. Jedes positive Andere wird ausdrück-
1 Vgl. hierzu: Hermann Paul, Deutsches Wörterbuch (1897), die Artikel
„nicht“ und „nichts“, S. 326 u. 327, und Fr. L. K. Weigand, Deutsches
Wörterbuch, 2. Band, 5. Aufl. (1910), die Artikel „nicht“ und „nichts“,
Spalte 294 u. 295.