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Zweiter ontologischer Teil.
in die sie sich kleiden, vielleicht dem Verständnis bieten, durch
unsere Unterscheidung: erstens von Nicht-Sein als einer Denk-
form und einer Erkenntnisform und zweitens von Nicht-Sein und
Anders-Sein, sich mehr oder weniger beseitigen lassen.
Zunächst wird jeder, der die Literatur kennt, an den „Sophi-
stes“ von Platon denken. Der Dialog behandelt nicht nur den
Begriff des Seins, sondern auch den Begriff des Nichts, und zwar
in einem systematischen Zusammenhang in der uns erhaltenen
Literatur zum ersten Male. Dabei entstehen jedoch keine „dialek-
tischen“ Schwierigkeiten im Sinne Hegels, und das liegt daran,
daß Platon dem Nichts (ouSsv) nicht etwa das „Sein überhaupt“,,
d. h. die allgemeine Denkform „Sein“ abspricht, was unmöglich
oder widerspruchsvoll wäre, sondern eine Erkenntnisform. Er
erkennt ihm allein die besondere Art des Welt-Seins nicht zu,
die für ihn mit dem „eigentlichen“ Sein der Welt, dem „ontos on“,
zusammenfällt.
Wozu braucht also Platon sein Nichts ? Er kann auf Grund
seiner Ideenlehre nicht anerkennen, daß alles, was es in der Welt
zweifellos „gibt“, ein „ontos on“ ist, und deshalb muß er auch von
einem nicht - seienden Etwas oder von einem Nichts reden. Dies
Nichts ist dann aber das Andere nur der „wahrhaft“ seienden Welt
und nur insofern „Nichts“. In anderer Hinsicht bleibt es trotzdem
„Etwas“. Das läßt sich auch so sagen: die Welt als Ganzes fällt
nicht mit dem ontos on zusammen, und insofern „gibt es“ in ihr
oder „ist“ in ihr ein „Nicht-Seiendes“, das aber nicht etwa über-
haupt nicht ist, sondern nur völlig anders ist als das wahrhaft
Seiende. Insofern Platon dies Seiende „das Nichts“ nennt, bildet
er ein Beispiel für die Denker, bei denen das Nichts keine radikal
oder extrem verneinende Bedeutung hat, sondern nur, wie wir
soeben sagten, dazu dient, bestimmte Arten des Seins zu verneinen,
um dadurch die andere Art des Seins, auf die es ankommt, um so
mehr in den Vordergrund zu rücken.
Sobald wir verstanden haben, daß das „Nichts“ bei Platon
die Negation einer besonderen und nur einer besonderen Art des
Seienden, nicht des Seins überhaupt, bedeutet, und weshalb Platon
zu diesem Begriff des Nichts gelangen muß, sehen wir zugleich,
daß uns das platonische Nichts, wie es im „Sophistes“ vorkommt,
hier nur noch insofern interessiert, als es eine Bestätigung für den
vorher auseinandergesetzten logischen Sachverhalt ist. Platon
kann seinen Begriff des Nichts in einem wissenschaftlichen oder
Zweiter ontologischer Teil.
in die sie sich kleiden, vielleicht dem Verständnis bieten, durch
unsere Unterscheidung: erstens von Nicht-Sein als einer Denk-
form und einer Erkenntnisform und zweitens von Nicht-Sein und
Anders-Sein, sich mehr oder weniger beseitigen lassen.
Zunächst wird jeder, der die Literatur kennt, an den „Sophi-
stes“ von Platon denken. Der Dialog behandelt nicht nur den
Begriff des Seins, sondern auch den Begriff des Nichts, und zwar
in einem systematischen Zusammenhang in der uns erhaltenen
Literatur zum ersten Male. Dabei entstehen jedoch keine „dialek-
tischen“ Schwierigkeiten im Sinne Hegels, und das liegt daran,
daß Platon dem Nichts (ouSsv) nicht etwa das „Sein überhaupt“,,
d. h. die allgemeine Denkform „Sein“ abspricht, was unmöglich
oder widerspruchsvoll wäre, sondern eine Erkenntnisform. Er
erkennt ihm allein die besondere Art des Welt-Seins nicht zu,
die für ihn mit dem „eigentlichen“ Sein der Welt, dem „ontos on“,
zusammenfällt.
Wozu braucht also Platon sein Nichts ? Er kann auf Grund
seiner Ideenlehre nicht anerkennen, daß alles, was es in der Welt
zweifellos „gibt“, ein „ontos on“ ist, und deshalb muß er auch von
einem nicht - seienden Etwas oder von einem Nichts reden. Dies
Nichts ist dann aber das Andere nur der „wahrhaft“ seienden Welt
und nur insofern „Nichts“. In anderer Hinsicht bleibt es trotzdem
„Etwas“. Das läßt sich auch so sagen: die Welt als Ganzes fällt
nicht mit dem ontos on zusammen, und insofern „gibt es“ in ihr
oder „ist“ in ihr ein „Nicht-Seiendes“, das aber nicht etwa über-
haupt nicht ist, sondern nur völlig anders ist als das wahrhaft
Seiende. Insofern Platon dies Seiende „das Nichts“ nennt, bildet
er ein Beispiel für die Denker, bei denen das Nichts keine radikal
oder extrem verneinende Bedeutung hat, sondern nur, wie wir
soeben sagten, dazu dient, bestimmte Arten des Seins zu verneinen,
um dadurch die andere Art des Seins, auf die es ankommt, um so
mehr in den Vordergrund zu rücken.
Sobald wir verstanden haben, daß das „Nichts“ bei Platon
die Negation einer besonderen und nur einer besonderen Art des
Seienden, nicht des Seins überhaupt, bedeutet, und weshalb Platon
zu diesem Begriff des Nichts gelangen muß, sehen wir zugleich,
daß uns das platonische Nichts, wie es im „Sophistes“ vorkommt,
hier nur noch insofern interessiert, als es eine Bestätigung für den
vorher auseinandergesetzten logischen Sachverhalt ist. Platon
kann seinen Begriff des Nichts in einem wissenschaftlichen oder