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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 4. Abhandlung): Jungfrauensohn und Krippenkind: Untersuchungen zur Geburtsgeschichte Jesu im Lukas-Evangelium — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40162#0059
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Jungfrauensolln und Krippenkind.

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könnte: die Registrierung Josefs als eines Nachkommen Davids
könnte den Anlaß bieten, die Davidssohnschaft des Neugeborenen
festzustellen. Aber von dieser Registrierung verlautet kein Wort;
die erwartete Fortsetzung jenes einleitenden Rerichts bleibt aus;
das Interesse der Erzählung an der άπογραφή scheint in dem Augen-
blick erloschen zu sein, da das Zensusgebot der Anlaß zur Reise
Josefs geworden ist1. Wenn Lk. 2, 7 von dem Mangel an geeignetem
Raum in der Unterkunft berichtet wird, so läge es nahe, diesen
Mangel mit dem Andrang auswärtiger Gäste aus Anlaß der Regi-
strierung zu begründen. Allein es fällt kein Wort davon. Die
Davidssohnschaft des Neugeborenen aber wird nicht behördlich
erwiesen, sondern nur angedeutet: ,,in der Stadt Davids“, so ver-
kündet der Engel, ist der Heiland geboren — das sagt dem Wissen-
den genug. Es zeigt sich aufs neue, daß die Legende selbst von
dem άπογραφή-Motiv keinen Gebrauch macht. Man darf also ver-
muten, daß es ihr ursprünglich fremd gewesen ist.
3. Das bestätigt nun eine weitere Beobachtung. Sie betrifft
den einzigen undeutlichen Zug in der Erzählung, die alles Wesent-
liche sonst so deutlich zu sagen weiß. Maria legt das Kind in eine
Krippe: άνέκλινεν αύτόν έν φάτνη, διότι, ούκ ήν αύτοΐς τόπος έν τω κατα-
λύματα Da κατάλυμα ein unbestimmter Ausdruck ist und ebenso
einen Unterkunftsraum wie ein Unterkunftshaus bezeichnen kann2,
so ist der Sinn des Nebensatzes nicht eindeutig. Meint der Erzähler,
daß das κατάλυμα überhaupt keinen Raum für das Kind bot, so
daß man einen andern Raum, nämlich einen Stall, auf suchen
mußte, das Kind zu bergen ? Allein dann müßte der Ortswechsel
doch wohl vor der Geburt berichtet sein; denn der Raum, der
für die Kreißende Platz bot, war für das Neugeborene schwerlich

1 Das wird um so deutlicher, wenn man die arabische Historia Josephi 7
{Tischendorf, Evangelia apocrypha, S. 125} vergleicht, wo ausdrücklich noch
vor der Geburt Jesu von der Registrierung des Joseph erzählt ist.
2 κατάλυμα bedeutet die „Herberge“, d. h. das Haus, wo man einkehrt:
LXX Ex. 4, 27; I Reg. 1, 18; irgendwelche Häuser (aufgezählt neben Grund-
stücken): in einem Papyrus Preisigke, Sammelbuch I 4434, 8 (καί αυλή καί
καταλυμάτων δύο καί αύλών δ[ύο]); Häuser oder besondere Räume innerhalb
eines Tempelbezirks: LXX I. Chron. 28, 13 (für die Priester-Abteilungen im
Tempel zu Jerusalem), P. Par. 34, 5. 10. 11 = Wilcken, Urkunden der Ptole-
mäerzeit I 120 (im Serapeum zu Memphis für die Unterbringung der θεραπεύ-
οντες); eindeutig ein Gemach Polybius II, 36, 1 (έν τοΐς έαυτοΰ καταλύμασι
wurde IJasdrubal nachts ermordet), Mk. 14, 14 (mit μου) = Lk. 22, 11 (ohne
μ ου); Ps. Aristeas 181 έκέλευσε καταλύματα δοθ-ήναι τά κάλλια τα (Quartiere).
 
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