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Josef Koch Cusanus-Texte: I. Predigten 2/5.

durchaus gesichert sind aber auch die Daten des zweiten Entwurf-
buches, mögen uns von diesem selbst auch nur zwei Blätter er-
halten sein. Wo wir nur auf eine Kopie angewiesen sind, müssen
wir mit der Möglichkeit von Kopistenfehlern rechnen1. Aus diesen
Feststellungen ergibt sich auch, was von Vansteenberghes chrono-
logischer Liste der Predigten2 zu halten ist. Soweit sie die Über-
schriften auswertet, enthält sie eine große Anzahl richtiger Daten3;
nun stützt sich Vansteenberghe aber auch auf die Angaben der
Register, und da diese wertlos sind, so auch die aus ihnen errech-
nten Daten. Unter diesen Umständen ist es besonders bedauerlich,
daß er die in den Hss. gegebenen und die aus den Registern errech-
nten Daten nicht unterscheidet. Infolgedessen ist die Liste für
den, dem die Hss. nicht zur Verfügung stehen, eigentlich ganz
wertlos.
III. Uber den Einfluß Meister Eckharts auf
Nicolaus Cusanus.
Nicolaus Cusanus hat sich die Vorbereitung seiner Pre-
digten nicht leicht gemacht. Das sieht man einmal aus der Sorg-
falt, mit der er seine Entwürfe angefertigt hat. Während der Le-
gationsreise begnügte er sich mit kurzen Skizzen, aber sonst über-
wiegen weithin die Ausarbeitungen; und je älter er wird, um so
umfangreicher und sorgfältiger werden sie. Die Predigt ,,Dies
sanctificatus“ von 1439 bietet ein gutes Bild von den Entwürfen
der Frühzeit. Genau ausgearbeitete Teile stehen neben kurzen An-
deutungen; zumal der letzte Teil ist ziemlich flüchtig hingeworfen.
Man sieht, wie die Zeit den Prediger drängt, seine Vorbereitung
abzuschließen4.
1 Man denke an die Beispiele, die wir im Laufe der Untersuchung er-
wähnten; hei der Neujahrspredigt „Dies sanctificatus“ wird 1444 statt 1445
angegeben. Die 1444 gehaltene Dreifaltigkeitspredigt „Sanctus, sanctus, sanc-
tus“ wird in V2 nachgeholt; der Kopist läßt dabei Ort und Zeit aus. Hätten
wir C nicht, so könnten wir beide Fehler nicht verbessern.
2 a. a. O. 476—482.
3 Ich lasse dabei dahingestellt, ob Vansteenberghe aus den liturgischen
Angaben der Überschriften die Daten immer richtig berechnet hat. Hier muß
man sich vor allem mit dem Festkalender der Diözesen vertraut machen, in
denen Cusanus gepredigt hat. So verlegt V. beispielsweise dasBrixener Kirch-
weihfest in den November, während es zweifellos am 31. Juli gefeiert wurde.
4 Vgl. E. Hoffmann im Vorwort zur Edition der Predigt S. 4; er betont
dabei mit Recht den unliterarischen Charakter der Predigt „Dies sancti-
 
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