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wie im Sakrament. Das Wesen wandelt sich aber, so wie clas
Wesen des Weizenkornes sich ins Brot wandelt, so daß der Mensch
ein Leih mit Christus ist und von demselben Geiste belebt
wird. Kraft und Wirken bleiben aber, so daß er seiner Kraft und
seinem Wirken entsprechend in sich seine Seligkeit verkostet, ver-
schieden von den übrigen — muß doch ein jeder seinen besondern
Lohn nach seiner besonderen Leistung empfangen —, wie eines
jeden Weizenkornes Kraft im Brot bleibt. Entsprechend dem Über-
gang des Wesens (in Christus) gibt es dem Wesen nach nur einen
Lohn, der Kraft und dem Wirken entsprechend ist er für jeden ver-
schieden. Ein gelehrter Mann hat (diese Verwandlung in Chri-
stus) so verstanden, der meines Erachtens von andern we-
niger gerecht deswegen gerügt wurde.“ Zum Beweise führt
er noch je einen Text aus Ambrosius und Augustinus an. Der
Augustinustext1, der besagt, daß Christus die Speise der Großen
sei, und daß sie sich nicht in den Empfänger verwandele, sondern
umgekehrt der Empfänger in diese Speise, ist auch ein Lieblings-
wort Eckiiarts, das von ihm sowohl in den lateinischen als auch
in den deutschen Schriften mehrfach zitiert wird.
Damit können wir diese Untersuchung abschließen. Es ergibt
sich aus ihr vor allem, daß Eckharts lateinische Schriften
keineswegs zu den primären Quellen Cusanischen Den-
kens gehören. Ihre Benutzung läßt sich mit Sicherheit erst
seit der Mitte der vierziger Jahre nachweisen; insbesondere üben
sie erst in den fünfziger Jahren einen tiefergehenden Einfluß auf
die Predigten des Cu sanus aus. Diese allgemeinen und in gewissem
Sinne vorläufigen Feststellungen entheben uns nicht der Pflicht,
dem Einfluß Eckharts nunmehr in allen Schriften des Cu sanus
zwischen 1444 und 1464 nachzuspüren, insbesondere die Frage zu
klären: wo hat das eingehende Studium der Eckhartschen Ser-
mones seine Früchte getragen ?
IV. Über eine neu erschlossene Quelle der Predigten des
Cusanus, das Predigtwerk des Aldrovandinus de Tuscanella.
Nicolaus hat es, vor allem in seinen spätem Jahren, nicht ver-
schmäht, Predigtwerke zu benutzen. So findet man Hinweise auf
die bekannten Werke der Prediger des hohen Mittelalters, Iorda-
1 Vgl. Augustinus Conless. VII c. 10 n. 16, CSEL XXXIII 157:
„cibus sum grandium: cresce et manducabis me. Nec tu me in te mutabis
s':cut cibum carnis tuae, sed tu mutaberis in me.“
 
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