Metadaten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bemerkungen zur Edition der Predigten.

67

Hoffentlich gelingt es, mit Hilfe der Breslauer Hs. und der hier
gebotenen Texte die Sermones de tempore und de sanctis des ,,vir
intelligens“ Aldrovandinus de Tuscanella wieder aufzufinden.
Wie seine Scala fidei in den meisten Hss. anonym erscheint, so ist
es auch nicht unwahrscheinlich, daß beide Predigtsammlungen mehr
ohne den Namen des Verfassers als mit ihm überliefert worden sind.
Die durch die Breslauer Hs. bezeugte Tatsache, daß man sogar eine
Auswahl aus seinen Sermones de tempore hergestellt hat, spricht
dagegen, daß seine Predigtwerke ganz verlorengegangen sind.
V. Bemerkungen zur Edition der folgenden Predigten.
Die hier erstmalig nach den Hss. ganz veröffentlichten Pre-
digten sollen die Benutzung der Schriften Meister Eckharts durch
Cusanus veranschaulichen. Sie illustrieren zugleich die Arbeits-
weise des Kardinals. Hatte er nur wenig Zeit, so begnügte er sich
bei seinen Entwürfen mit ganz kurzen Skizzen. So notierte er für
das Weihnachtsfest 1453 nur folgende Zeilen: „Dies sanctificatus
illuxit“ etc., ut in alio libro sermonum. Nota: exposui „habitu in-
ventus est ut homo“, scilicet humaniter gessit se. Nam infans, dicit
textus, positus fuit in praesepio, qui tamen omnia scivit etc. Vel:
„habitu“, id est specie (V2 35va). An diesem Tage hat er also eine
der früher über obiges Thema gehaltenen Predigten wiederholt;
welche, ergibt sich aus der Notiz nicht. Die ergänzende Bemerkung
„exposui“ etc. zeigt, daß die Zeilen erst nach gehaltener Predigt
niedergeschrieben sind. Die nächsten Predigten hielt der Bischof
am 27. Dezember 1453 und am 1. Januar 1454. Beide werden
hier an erster Stelle veröffentlicht (Nr. 2 und 3). Auch hier
haben wir es mit Skizzen zu tun, die die eigentliche Ausführung
nur erahnen lassen. Beide sind nur in V2 überliefert. Die beiden
andern Predigten sind sehr sorgfältig ausgeführte Entwürfe. Nr. 4
ist eine thematische Predigt, Nr. 5 eine Homilie. Beide sind in V2
und L überliefert.
Diese Hss. sind, wie schon oben gesagt, von einander unab-
hängig. Bei der Edition muß man V2 als die bessere Hs. zugrunde
legen. Ich habe mehrere Predigten von W, die von demselben Ko-
pisten geschrieben sind, mit dem Autograph in G verglichen und
festgestellt, daß die Abschriften durchweg sehr sorgfältig sind. Man
kann das also auch bei V2 annehmen. Die Predigt „Ubi est“ (V2
134va—137 va) ist zudem von dem Korrektor genau durchgesehen
5*
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften