XVIII. Pater Nofter in wlgari expositum (n. 8—9).
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Du bist
8. Daraus erkennen wir: dadurch, daß der Vater „ist“, ist er
das Sein aller Dinge. Denn alle Dinge sind durch ihn und in ihm.
Und so ist Gott alles, was ist, in jedem Wesen, das ist. Es folgt:
In den Himmeln
9. Unter den „Himmeln“ verstehe ich die obersten Ge-
schöpfe, und so lehren mich diese einfältigen Worte, daß Gott der
Vater in allen Dingen ist. Denn er ist ,,in den Himmeln“. Die
obersten Geschöpfe sind die vernünftigen Naturen. Diese um-
schließen und beherrschen die niedersten, wie die lebendige pflanz-
liche Natur der Bäume in sich die niedersten Elemente umschließt.
Das sinnliche Leben der Tiere begreift in sich das pflanzliche
Leben; darum wächst das Tier wie der Baum und nimmt zu. Die
verstandbegabte Natur begreift in sich die sinnliche, nämlich im
Menschen, und die vernünftige, himmlische Natur die verstand-
begabte, nämlich in den Engeln. Darum ist der eine Gott Vater,
in dem alle Dinge sind, ,,in den Himmeln“. Auf diese Weise ist
er in allen Dingen und ist ein Gott Vater in vielen Himmeln, und
es gibt viele himmlische Naturen, in welchen der eine Gott Vater
ungeteilt und unvermischt ist.
6—9. Himmel — oberste Geschöpfe, z. B. Engel. Vgl. Sermo 17 n. 26, oben
S. 14, 9. Sermo 120 [V2 3rb; p 22v): Vocatur autem regnum caelorum. Nam
,,caeli enarrant gloriam Dei“ < Ps. 18, 2>. Sunt autem caeli intellectuales
Spiritus. „Fecit enim Deus caelos in intellectu“ < Ps. 135, 5 >, id est in regione
intellectuali. De filiatione Dei [66 v). AUGUSTINUS De Gen. ad litt. I c. 9,
CSEL XXVIII P. I 12, 6—14. PETRUS LOMBARDUS Sent. II d. 2 c.
1 n. 11.
9—15. Vgl. Sermo 21 (V1 38rb; p 13v): Et quia unus Deus est trinus,
fluunt triplices creaturae a Deo: spirituales tantum, corporales tantum et
mixtae. Spirituales sunt angeli et intelligentiae; corporales sunt vegetativa,
sensitiva et elementativa; mixta natura tanquam ab utraque procedens est
homo. Der Gedanke, daß die verltenteliche naturen haben in irer macht die
vnderlten, dürfte wohl auf LIBER DE C AU SIS prop. et com. 9 (ed. O. BAR-
DEN HEWE R § 9, S. 172f.) zurückgehen.
13. Vgl. Sermo 94 [V2 22ra; p 75r): in specie humana complicantur
omnes species animalitatis sub principe intelligentiae.
16—19. Vgl. Sermo 17 n. 26, oben S. 14, 8—11. Sermo 120 [V2 3rb; p 22 v):
Unde propterea non est nisi unum regnum, quod vocatur veritas, et illud est
in multis caelis.
18. Vgl. De Doct. Ign. II c. 3, S. 71, 11: Deus igitur, cuius esse unitatis
non est per intellectum a rebus abstrahentem neque rebus unitum aut immer-
sum etc. Sermo 213 n. 19, S. 104, lff.
3 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1938/39. 4. Abh.
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Du bist
8. Daraus erkennen wir: dadurch, daß der Vater „ist“, ist er
das Sein aller Dinge. Denn alle Dinge sind durch ihn und in ihm.
Und so ist Gott alles, was ist, in jedem Wesen, das ist. Es folgt:
In den Himmeln
9. Unter den „Himmeln“ verstehe ich die obersten Ge-
schöpfe, und so lehren mich diese einfältigen Worte, daß Gott der
Vater in allen Dingen ist. Denn er ist ,,in den Himmeln“. Die
obersten Geschöpfe sind die vernünftigen Naturen. Diese um-
schließen und beherrschen die niedersten, wie die lebendige pflanz-
liche Natur der Bäume in sich die niedersten Elemente umschließt.
Das sinnliche Leben der Tiere begreift in sich das pflanzliche
Leben; darum wächst das Tier wie der Baum und nimmt zu. Die
verstandbegabte Natur begreift in sich die sinnliche, nämlich im
Menschen, und die vernünftige, himmlische Natur die verstand-
begabte, nämlich in den Engeln. Darum ist der eine Gott Vater,
in dem alle Dinge sind, ,,in den Himmeln“. Auf diese Weise ist
er in allen Dingen und ist ein Gott Vater in vielen Himmeln, und
es gibt viele himmlische Naturen, in welchen der eine Gott Vater
ungeteilt und unvermischt ist.
6—9. Himmel — oberste Geschöpfe, z. B. Engel. Vgl. Sermo 17 n. 26, oben
S. 14, 9. Sermo 120 [V2 3rb; p 22v): Vocatur autem regnum caelorum. Nam
,,caeli enarrant gloriam Dei“ < Ps. 18, 2>. Sunt autem caeli intellectuales
Spiritus. „Fecit enim Deus caelos in intellectu“ < Ps. 135, 5 >, id est in regione
intellectuali. De filiatione Dei [66 v). AUGUSTINUS De Gen. ad litt. I c. 9,
CSEL XXVIII P. I 12, 6—14. PETRUS LOMBARDUS Sent. II d. 2 c.
1 n. 11.
9—15. Vgl. Sermo 21 (V1 38rb; p 13v): Et quia unus Deus est trinus,
fluunt triplices creaturae a Deo: spirituales tantum, corporales tantum et
mixtae. Spirituales sunt angeli et intelligentiae; corporales sunt vegetativa,
sensitiva et elementativa; mixta natura tanquam ab utraque procedens est
homo. Der Gedanke, daß die verltenteliche naturen haben in irer macht die
vnderlten, dürfte wohl auf LIBER DE C AU SIS prop. et com. 9 (ed. O. BAR-
DEN HEWE R § 9, S. 172f.) zurückgehen.
13. Vgl. Sermo 94 [V2 22ra; p 75r): in specie humana complicantur
omnes species animalitatis sub principe intelligentiae.
16—19. Vgl. Sermo 17 n. 26, oben S. 14, 8—11. Sermo 120 [V2 3rb; p 22 v):
Unde propterea non est nisi unum regnum, quod vocatur veritas, et illud est
in multis caelis.
18. Vgl. De Doct. Ign. II c. 3, S. 71, 11: Deus igitur, cuius esse unitatis
non est per intellectum a rebus abstrahentem neque rebus unitum aut immer-
sum etc. Sermo 213 n. 19, S. 104, lff.
3 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1938/39. 4. Abh.